Bei Betrachtung des Flusses Skawa auf der Karte könnte man sagen, dass dies ein eher unentschlossener Fluss ist. Zuerst fließt er nach Osten, danach, als ob er das Gorce-Gebirge nicht mochte, macht er einen weiten Bogen nach Westen und fließt zwischen den Hängen von Beskid Żywiecki und Beskid Makowski, biegt dann in der Nähe von Sucha Beskidzka entschlossen nach Norden ab und mündet schließlich bei Smolice in die Weichsel.
Grundsätzlich ist es vorteilhaft, dass die Natur sich für keine einfachere Lösung entschied und Skawa in der Nähe von Chabówka nicht in die Raba mündet, denn auf diese Weise kann man bei einer Reise durch das Tal den südwestlichen Teil von Małopolska erkunden. Hier ein Tipp: Vor der Abreise lesen Sie mehr über die Spezialitäten der Region, durch die wir reisen werden, um die Rastplätze und Mahlzeiten optimal einzuplanen.
Deshalb laden wir Sie zu einer Entdeckungsreise entlang des Flusses Skawa ein, der ziemlich selten zum Ziel für Touristen wird.
Von Wsiowy Potok über das Schlachtfeld nach Jordanów
Die Quellen des Flusses Skawa entspringen in der Nähe des Spytkowicka-Passes, und sein Oberlauf wird als Wsiowy Potok bezeichnet. Auf diesem Abschnitt verläuft die Landesstraße Nr. 7 durch das Skawa-Tal und führt vom Grenzübergang Chyżne nach Rabka, wo sie in die Schnellstraße „Zakopianka“ übergeht.
Im Ort Spytkowice lohnt es sich, die Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria zu besichtigen, die trotz der eher nicht sehr geglückten Umbauten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts positiv auffällt. In ihrem im Rokoko-Stil ausgestatteten Inneren findet man ein Taufbecken aus Stein, die Kreuzwegstationen und eine Statue des auferstandenen Christi.
Nach Spytkowice kann die Reise entlang der Strömung von Skawa entweder über den Ort Wysoka direkt nach Jordanów fortgesetzt werden, was bedeutet, dass man den Flussbogen überqueren muss, oder über das Dorf Skawa nach Naprawa, d. h. fast genau entlang des Flusses.
In touristischem Hinblick ist die erste Alternative attraktiver. In Wysoka steht eine Wehrburg aus der Spätrenaissance (17. Jahrhundert) mit einzigartigen architektonischen und historischen Qualitäten. Um das Gebäude herum können noch heute Spuren eines auf Terrassen angelegten, italienischen Gartens und eines Landschaftsparks betrachtet werden. Man kann auch hinzufügen, dass hier der Pater Józef Stolarczyk, der erste Pfarrer in Zakopane, 1816 geboren wurde.
In der Nähe von Wysoka fand 1939 eine der großen Schlachten des Septemberfeldzugs statt. Die 10. Kavalleriebrigade unter dem Kommando von Leutnant Stanisław Maczek hielt hier die von Süden vorrückenden deutschen Truppen zurück. Die Kämpfe mit den überwältigenden Kräften des feindlichen Heeres dauerten mehrere Stunden, was den Angriff hinauszögerte. So konnte sich die Krakauer Armee nach Osten zurückziehen, um eine Einkreisung zu vermeiden.
Bei der Einfahrt in den nahe gelegenen Ort Jordanów fährt man an einem auf der linken Seite stehenden imposanten Gebäude namens „Poczekaj“ vorbei. Es handelt sich hier um ein ehemaliges Gasthaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. In der Stadt findet man zahlreiche Bauwerke, die von dem bedeutenden Architekten Jan Sas Zubrzycki entworfen wurden. Hier sind das Rathaus, das Gebäude des ehemaligen Stadtgerichts oder die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit – das Sanktuarium Unserer Lieben Frau von der schwierigen Anvertrauung zu benennen. Die Schönheit der Gegend kann man vom Aussichtsturm auf Hajdówka bewundern. Von dort aus hat man einen schönen Blick auf den Berg Babia Góra, auf das Gebirge von Beskid Makowski und bei guter Sicht sogar auf die Tatra.
Von Jordanów ist es nicht weit nach Sidzina, von wo aus ein interessanter Wanderweg in den wenig bekannten, aber reizvollen Polica-Gebirgszug führt.
Zu einem Treffen mit dem Zaubermeister Twardowski
Von Jordanów aus führt die Landesstraße Nr. 28, die so genannte Karpatenstraße, entlang des Flusses Skawa und durchquert Małopolska breitenparallel. Ab Osielec mit einem auffälligen Steinbruch, wird die Straße von den Gleisen der Bahnstrecke begleitet, die Chabówka mit Zakopane verbindet.
In Osielec steht die klassizistische Kirche der Heiligen Apostel Philippus und Jakobus, die zwischen 1838 und 1841 erbaut wurde. Mit der Kirche sind einige interessante Fakten verbunden: Einer der örtlichen Pfarrer, Pater Edward Komara, wurde später zum Bischof von Tarnów geweiht; die erste Orgel für die Kirche wurde von einem Autodidakten aus Lubno gebaut; und im Pfarrarchiv findet man einen Brief aus der Zwischenkriegszeit, der von Pater Tomasz Tsitsikar aus der Mandschurei in chinesischer Sprache verfasst wurde.
Bemerkenswert ist auch eine in der Mitte des Dorfes stehende Kapelle mit einer Skulptur aus Sandstein, die den Sturz Christi darstellt. Es handelt sich vermutlich um eine dreihundert Jahre alte Skulptur, die früher vor der Kirche in Mucharz aufgestellt war.
Weiter führt die Straße durch Kojszówka, Juszczyn und Białka (hier zweigt die Straße Nr. 957 ab, die über Zawoja zum Krowiarki-Pass und weiter nach Zubrzyca Górna in der Region Orawa führt). Von Zawoja führen zahlreiche Wanderwege zum Gipfel Diablak und Mała Babia Góra und nach Maków Podhalański.
In dem letztgenannten Dorf wird ein Gnadenbild der Muttergottes, der Beschützerin und Königin der Familien, in der Kirche der Verklärung verehrt. Bemerkenswert an der Innenausstattung der Kirche sind auch das barocke Kruzifix im Seitenaltar der Bruderschaft der Dornenkrone und die klassizistische Kanzel.
Von Maków ist es nicht mehr weit nach Sucha Beskidzka, wo in der Schänke Rzym (polnisch für Rom) der Teufel auf Zaubermeister Twardowski traf und ihn zum Mond entführte. Eine andere von den Reiseführern gerne erzählte Geschichte besagt, dass vor Jahrhunderten ein böser Drache Kicek in dieser Gegend lebte. Als es schließlich gelungen ist, ihn fortzujagen, liefen die Bewohner auf den Markt und riefen „Sucha bez Kicka“ (also „Sucha ohne Kicek“), woraus sich der heutige Name der Stadt ableitet.
Lassen wir aber die Legenden beiseite und fokussieren uns wieder auf die Fakten. Es ist eine Tatsache, dass Billy Wilder, einer der berühmtesten Regisseure und Gewinner von sechs Oscars, der Autor des Kinohits „Manche mögen’s heiß“ mit Sucha Beskidzka verbunden ist. Seine Eltern betrieben zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Bahnhofsrestaurant in Sucha. Das an der Strecke der galizischen Transversalbahn liegende Gebäude besticht nach der Sanierung in den letzten Jahren durch seine besondere Atmosphäre.
Bei einem Besuch in Sucha müssen Sie unbedingt die oben erwähnte Schänke besuchen, um die hier servierten altpolnischen Spezialitäten zu verkosten oder einfach nur die besondere Stimmung zu genießen. Zum Pflichtprogramm bei dem Besuch gehört auch die Besichtigung des Schlosses Sucha, das von einem italienischstämmigen Goldschmied Gaspar Castiglione errichtet wurde. Dieses Renaissancegebäude, das wegen seiner Gestaltung als „Klein-Wawel“ bezeichnet wird, beherbergt heute unter anderem das Städtische Museum und eine Kunstgalerie.
Sucha Beskidzka ist ein hervorragender Ausgangspunkt für die Wanderungen in der Umgebung. Direkt vom Ort aus führt uns der blaue Wanderweg über den Aussichtsturm auf Miodoszyn nach Maków Podhalański, und auf dem Rückweg bei Carhla treffen wir auf die roten Wegweiser, die uns den Rückweg nach Sucha zeigen. Vom nahegelegenen Krzeszów kann man zum Leskowiec im Beskid Mały, und von Stryszawa auf Jałowiec im Beskid Żywiecki wandern.
Wer hat Lust auf päpstliche Cremeschnitten?
Ab Sucha Beskidzka fließt Skawa deutlich nach Norden. Der Fluss wird ständig von der Landesstraße Nr. 28 begleitet, die zwischen den Hängen von Beskid Mały (links) und Beskid Makowski (rechts) verläuft. Es handelt sich um einen Abschnitt der Autoroute von Stryszawa (mit dem besonders interessanten Beskidy-Zentrum für Holzspielzeug nach Lanckorona, die als die Stadt der Engel bekannt ist, da hier ein Festival der Engel stattfindet.
An einigen Abschnitten folgt die Route einer völlig neuen Spur, die im Zusammenhang mit dem Bau des Staudamms Świnna Poręba angelegt wurde. Durch dieses Investitionsprojekt gibt es einen neuen Stausee auf die Karte von Małopolska – den Mucharski-See. Seine touristische Erschließung schreitet rasch voran. Bereits jetzt kann man unter anderem Bootsfahrten genießen oder die Krone des Staudamms besteigen.
Die nächste Stadt im Skawa-Tal ist Wadowice – der Geburtsort von Karol Wojtyła, dem späteren Papst Johannes Paul II. Um die Stadt zu erkunden, muss man sich ein wenig vom Fluss entfernen und in die Stadtmitte fahren. An der Stelle, wo die Straße Nr. 28 rechts abbiegt, fahren Sie geradeaus die Allee al. Matki Bożej Fatimskiej entlang, dann am Friedhof vorbei und biegen Sie am nächsten Kreisverkehr nach rechts ab. Nach ein paar Dutzend Metern biegen Sie am nächsten Kreisverkehr nach links ab und fahren die Straße ul. Lwowska entlang bis zum Johannes-Paul-II.-Platz, dem Marktplatz von Wadowice.
Am Ende biegen Sie links ab. Nach einer kurzen Weile finden Sie einen kleinen gebührenpflichtigen Parkplatz. Alternativ kann man das Auto in einer der umliegenden Zufahrtsstraßen abstellen.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Stadt: Basilika der Darstellung der seligen Jungfrau Maria, Museum des Familienhauses von Papst Johannes Paul II., sowie das Städtische Museum befinden sich alle in unmittelbarer Nähe des Johannes-Paul-II.-Platzes. Am Markt gibt es auch zahlreiche Cafés, die die berühmten „päpstlichen Cremeschnitten“ servieren, die der polnische Papst bei seinem letzten Besuch in Wadowice 1999 mit Begeisterung erwähnte.
Eine interessante Idee, um etwas mehr über die Geschichte und sonstige Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erfahren, ist ein Spaziergang entlang des Galizischen Weges Wadowice.
Durch das Karpfen-Tal zu den Dinosauriern
Die weitere Reise entlang von Skawa führt über die Landesstraße Nr. 28. Von der Stadtmitte aus nehmen Sie die Straße ul. Lwowska in Richtung Osten und biegen am Kreisverkehr, wo die oben genannte Straße auf die Straße Nr. 52 trifft, links ab. Die Straße umrundet den Stadtkern, führt am Bahnhof vorbei und am nächsten Kreisverkehr trennen sich die Straßen. Wir folgen der Straße Nr. 28 nach Norden.
Im nahe gelegenen Ort Graboszyce findet man eine sehr interessante St. Andreas-Kirche. Sie ist die am tiefsten im Osten gebaute Holzkirche des schlesischen Bautypus. Im Inneren der Kirche fallen die eingeschossige Sakristei und die Gemälde auf, die die Königin Anna Jagiellonka ihrer Hofdame Małgorzata schenkte, die den damaligen Besitzer des Dorfes, den Stifter der Kirche und des Bauherrn des befestigten Hofes gegenüber heiratete.
In der Nähe wurde der St.-Andreas-Apostel-Park angelegt, um den Besuchern den Apostel und seine Gefährten näher zu bringen. In seinem ersten Teil sind Skulpturen aufgestellt, die biblische Szenen darstellen, während im zweiten Teil Darstellungen von Menschen zu sehen sind, für die der Heilige Andreas der Schutzpatron ist. Ein Teich mit einem kleinen Wasserfall, ein Steinbogen und ein kleiner Aussichtsturm tragen zur besonderen Stimmung dieses Ortes bei, laden zum Entspannen und Nachdenken ein.
Unsere Route führt durch das Karpfental, auch bekannt als die Masuren von Małopolska. Beide Namen sind durchaus berechtigt, denn in dieser Region gibt es eine Menge Wasserteiche, in denen der Zator-Karpfen, der auch als Königskarpfen bekannt ist, gezüchtet wird. Der Fisch zeichnet sich durch seinen besonders zarten Geschmack, frisches Aroma und eine besondere Fleischfarbe aus.
Von den Qualitäten dieser Ecke Małopolskas können Sie sich auf dem Karpfental-Radweg überzeugen lassen, der durch sieben Gemeinden in den Tälern der Flüsse Weichsel und Skawa führt. Die Route führt durch Natura 2000-Schutzgebiete, das Naturschutzgebiet Przeciszów und den Landschaftsschutzgebiet Rudnia, in dem ein Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert (in Brzeźnica) zu finden ist, sowie ein Schloss aus dem 16. Jahrhundert (in Spytkowice), das Heimatmuseum des Karpfentals (in Osiek) oder die St. Nikolaus-Kirche (in Polanka Wielka).
Die Schönheit der Gegend kann auch beim Wandern mit Nordic-Walking-Stöcken genossen werden. Die ausgeschilderten Wege für die Liebhaber dieser Sportart gibt es in den Gemeinden Osiek, Przeciszów, Spytkowice und Zator.
Der zuletzt genannte Ort wird heute vor allem mit seinen Vergnügungsparks in Verbindung gebracht. Diese bieten verschiedene Abenteuer und Erlebnisse an, wie Energylandia oder das mehr auf die Geschichte ausgerichtete Zatorland, wo wir den größten beweglichen Dinosaurier der Welt sowie griechische Götter und Fabelwesen bewundern können. Hier findet man auch das Western Camp – eine Kleinstadt, die direkt aus dem amerikanischen Wilden Westen stammen könnte. An jedem dieser Orte müsste man mindestens einen ganzen Tag verbringen, um alle Attraktionen zu erleben.
Die Weichsel am Horizont
Die Mündung des Flusses Skawa liegt unweit von Zator entfernt (ca. 5 km) im Ort Smolice. Um dorthin zu gelangen, müssen Sie die lokalen Straßen nehmen, die an den zahlreichen Teichen in der Gegend führen. Zu den interessantesten gehört die Straße durch Palczowice und den Weiler Rabusiowice.
In Palczowice steht eine Holzkirche aus dem 19. Jahrhundert, die an der Stelle einer früheren Kirche von 1498 errichtet wurde, die während der Reformationszeit als ein calvinistisches Gotteshaus diente. In der Umgebung der Kirche sind Gutsgebäude mit einem Garten, Häuser für die Gutsarbeiter und ein Gärtnerhaus erhalten geblieben. In Rabusiowice hingegen steht der Erdhügel „Grunwald“. Der erste Erdhügel wurde hier 1910 von den Dorfbewohnern anlässlich des 500. Jahrestages der Schlacht von Tannenberg aufgeschüttet. Während des Zweiten Weltkriegs sprengten die deutschen Besatzer diesen und machten das Gebiet dem Erdboden gleich. Die Bewohner der umliegenden Dörfer stellten den Erdhügel 1966 anlässlich des 1000-jährigen Bestehens des polnischen Staates wieder her.
Nachdem Sie die Mündung von Skawa in die Weichsel erreichten, empfehlen wir Ihnen, zwischen dem Fluss und den Teichen durch Lipowa weiterzufahren, um den Ort Spytkowice von Norden her zu erreichen und das bereits erwähnte Schloss zu besichtigen und die Schönheit der Gegend zu genießen.
So endet die Reise entlang der Strömung von Skawa. Hier muss aber Ihre Erkundung von Małopolska entlang der Täler der größten Flüsse der Region nicht enden. Wir freuen uns, wenn Sie weitere Sehenswürdigkeiten entlang der Weichsel, Dunajec, Poprad, Skawa, oder Raba beim Wandern auf den Wanderwegen, mit Auto auf den Auto-Routen oder auf den thematischen Routen entdecken werden.