Am Rande von Leben und Tod
Räuber waren in den meisten Gebirgsregionen Europas äußerst aktiv, aber die meisten von ihnen lebten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert in den Karpaten. Das waren grundsätzlich Bauern und Dorfbewohner, wie Hirten und Knechte, aber auch Verbrecher, die aus anderen Staatsgebieten flohen, oder Menschen, die nach einem freien Leben ohne Zwang suchten.
Den vorhandenen Quellen zufolge war der „Harnaś“, also der Anführer der Gruppe, im Allgemeinen ein guter Organisator, der oft rücksichtslos und gewinnorientiert handelte und die Freuden eines extremen Lebensstils genießen wollte. Die volkstümlichen Erzählungen zeichnen aber ein völlig anderes Bild von ihm: Der „Harnaś“ war darin stets ein großer Held, der fast unmögliche Taten vollbrachte, die alle dem Wohl der örtlichen Gemeinschaft dienten. Wie ist also die Wahrheit?
Räuberische Kompanien unter der Leitung eines Hetmans
In Małopolska fehlte es nicht an Kompanien, die sich für einen einzigen Raubüberfall zusammenschlossen. Es gab aber auch viele Banden, die über mehrere Monate oder sogar Jahre hinweg tätig waren. Ihre Aktivitäten wurden durch die ausgezeichnete Ortskenntnis, die Anpassung an das Leben in den rauen Bergen und manchmal auch durch die aktive Unterstützung durch die Einheimischen begünstigt.
Interne Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, z. B. über die Aufteilung der Beute, wurden durch den Anführer der Bande – Harnaś, der die Bande entweder gründete oder von seinen Kumpanen gewählt wurde, wirksam unterdrückt oder beigelegt. Für die Führung einer solchen Kompanie waren jedoch nicht nur Charisma und Mut, sondern auch Führungsqualitäten notwendig. Jeder, der diese Anforderungen nicht erfüllen konnte, musste die Bande verlassen.
Es wundert also nicht, dass die gesamte damalige Justiz vor allem darauf zielte, den Anführer zu ergreifen. Schließlich war er für die Befreiung eines inhaftierten Vorgängers oder für die Rache nach seinem Tod zuständig. Seine Aufgaben umfassten auch die Planung der Überfälle, die Leitung der Bande, die Entscheidung über die Aufnahme neuer Mitglieder und die Verteilung der Beute. Er musste also eine gewisse Autorität genießen, die manchmal auf der Rücksichtslosigkeit oder sogar Grausamkeit gestützt war.
Die Erzählungen über Räuber, die wir heute kennen, betreffen meistens reale historische Persönlichkeiten, die tatsächlich in den Karpaten lebten und wirkten. Die bekanntesten von ihnen haben leider nur ein wenig Bezug zu den tatsächlichen Taten ihrer Protagonisten. Aus den vorhandenen Urkunden, Gerichtsprotokollen und lokalen Chroniken ergibt sich ein ganz anderes Bild der Räuber als das von den volkstümlichen Erzählungen bekannte.
Werfen wir also einen Blick auf einige der Räuber, die zumindest nach den Volkserzählungen in Małopolska tätig und bekannt waren.
Janosik – ein polnischer und slowakischer Volksheld
Janosik ist zweifelsohne der berühmteste aller Karpatenräuber. Er wurde in Polen durch eine Fernsehserie mit Marek Perepeczko in der Hauptrolle sehr gut bekannt. Uber Janosiks Heldentaten gibt es auf der polnischen und slowakischen Seite der Tatra viele Geschichten, auch wenn die Bedeutung seiner Taten streitig ist, obwohl es fast sicher ist, dass Janosik die polnische Seite niemals besuchte.
Es ist schwer zu sagen, warum eben dieser Räuber so bekannt und beliebt wurde, warum die Volkstradition ihm so viele edle Taten zuschreibt, seinen Kampf gegen die sozialen Ungleichheiten rühmt. In der Slowakei während der kommunistischen Herrschaft hat man versucht, ihn zu einem Nationalhelden zu machen, der gegen das österreichische Kaiserreich kämpfte. Vielleicht ist das nur auf das Bedürfnis zurückzuführen, einen Helden zu haben, auf den man sich in Geschichten beziehen kann, oder vielleicht das Ergebnis der Sorge um Janosiks eigenes Image. Es kursieren zahlreiche Geschichten, dass der Räuberanführer die Dörfer besuchte und den dortigen Mädchen Geschenke machte, die Lieder über seine Taten sangen.
Wahr ist, dass Juraj (Jerzy) Janosik am 25. Januar 1688 in dem Dorf Terchova auf der slowakischen Seite der Tatra geboren wurde. Er kämpfte im ungarischen Aufstand gegen die österreichische Armee und diente dann als Wehrpflichtiger in der Burgwache in Bytča. Dort machte er Bekanntschaft und befreundete sich mit Tomáš Uhorčík – einem im Burggefängnis gehaltenen Anführer einer Raubbande. Als dieser aus der Festung entkam, besuchte er Janosik im Herbst 1711 in seinem Familienhaus und bot ihm an, gemeinsam auf Beutezug zu gehen. Es dauerte nicht lange, da Uhorčik sich entscheid, sesshaft zu werden, eine Familie zu gründen, und sein Haus bot er seinen, jetzt von Janosik angeführten Gefährten als ein Rückzugsort an.
Kaum ein Jahr nach der Aufnahme seiner Tätigkeit wurde Janosik gefangen genommen, entkam aber nach Bestechung der Wachen. Er setzte seine räuberische Aktivität bis März 1713 fort, als er im Dorf von Uhorčik wieder gefangen genommen wurde. Am 16. März 1713 begann sein Prozess vor dem Gericht in Liptovský Mikuláš. Nach einer kurzen Verhandlung wurde er in allen Anklagepunkten für schuldig befunden und verurteilt, an einem Rippenhaken aufgehängt zu werden.
Ein Hemd, ein Ciupaga-Axtstock und ein Gürtel – ein Geschenk der Hexen für Janosik
Nach den volkstümlichen Überlieferungen sieht jedoch die Biografie von Janosik ganz anders aus. Als er nach seiner Lehre zu seiner Familie auf dem Rückweg unterwegs war, verirrte er sich im Wald und landete in der Hütte von drei Schwestern, die Hexen waren. Nachdem er die Mutprobe tapfer überstand, erhielt er von ihnen ein Hemd (nach anderen Erzählungen Lederschuhe), das ihn unsterblich machte, eine Axt mit Stock, die seine Feinde von allein angreifen konnte, und einen Gürtel, der ihm große Kraft verlieh. Mit diesen Geschenken konnte Janosik die Reichen ausplündern und die Beute an die Armen verteilen. Auch seine Kumpanen sollen über außergewöhnliche Kräfte verfügt haben, die der Bande halfen, ihre Ziele zu erfüllen.
Den Legenden zufolge wurde Janosik von einem Mädchen verraten, dem er über das Geheimnis seiner Erfolge erzählte. Dieses versteckte das magische Hemd, die Axt und den Gürtel, als es die Gendarmen rief.
Janosik wurde auf dem Marktplatz in Liptovský Mikuláš an einem Rippenhaken aufgehängt und hing dort mehrere Tage lang. Zu diesem Zeitpunkt erreichte die Nachricht von seinem Prozess den Kaiser selbst, der sofort einen Boten mit einer Begnadigung als Dank für Janosiks Einsatz im Krieg losschickte. Der Bote kam in die Stadt an, als Janosik bereits tot war, und der Kaiser verlangte von den Stadträten, dass sie ihm jedes Jahr eine Geldstrafe für die unrechtmäßige Verurteilung von Janosik zahlen.
Wie Sie erkennen können, sehen die beiden Geschichten, die amtliche und die volkstümliche, ziemlich unterschiedlich aus. Die zweite erzählt zudem über die beeindruckenden Schätze, die in verschiedenen Teilen der Tatra versteckt wurden, über die außergewöhnlichen Heldentaten von Janosik und seinen Gefährten, über die besonderen Proben, die alle bestehen mussten, die in die Bande aufgenommen werden wollten (z. B. ein Sprung über den Fluss Dunajec am Fuße des Gipfels von Trzy Korony).
Wenn aber Janosik in der Slowakei lebte und tätig war, warum kursieren dann Geschichten über ihn auch in den polnischen Regionen, wie Podhale, Spisz und Orawa? Dies ist vor allem dem Autor Kazimierz Przerwa-Tetmajer und seinem Epos „Die Legende der Tatra“ zu verdanken, die aus zwei Teilen besteht: „Maryna aus Hrube” und „Janosik Nędza Litmanowski”. Danach folgten Werke weiterer Autoren. Die bereits erwähnte Fernsehserie, die unter anderem in den Tälern der Tatra und in Podhale gedreht wurde, festigte die Überzeugung, dass Janosik ein Pole war. Viele Menschen können es einfach nicht wahrhaben wollen, dass Janosik den polnischen Boden niemals betrat.
Der allgegenwärtige Anführer – Józef Baczyński
Józef Baczyński wurde in Skawica geboren, am Fuße des Berges Babia Góra. Zunächst deutete nichts darauf hin, dass er den Weg des Räubers einschlagen würde – er diente bei reichen Grundbesitzern, heiratete und zog zum Bruder seiner Frau in die Nähe von Wadowice. Den Aussagen von Baczyński kann man entnehmen, dass seine verbrecherische Aktivität durch einen Zufall begann.
Bei einem Jahrmarkt in Wadowice lernte er zusammen mit seinem Schwager drei Männer kennen. Einer von ihnen überredete sie dazu, einen reichen Schneider auszurauben. Der Verkauf der geplünderten Stoffe wurde von Baczyński übernommen, die Quellen schweigen allerdings darüber, ob er den Erlös mit seinen Kumpanen teilte.
Ein Jahr später brach er mit einer anderen Gruppe bis nach Dobczyce auf, wo sie eine Brauerei ausraubten. Baczyński hatte den geringsten Anteil an der Aufteilung der Beute, da er nur die Wache stand, aber er erhielt dafür von einem Bürger in Wadowice eine beträchtliche Geldsumme. Der Eigentümer der umliegenden Ländereien erfuhr aber über das Geschäft. Der Räuber wurde gefasst und in Gefängnis gesteckt, aus dem er nach einigen Wochen mit Hilfe von den Wächtern entkam. Als ihn die Nachricht von der Verhaftung seiner Komplizen erreichte, tauchte er unter und lernte neue Gefährten kennen, mit denen er mehrere Raubüberfälle auf örtliche Bauern verübte. Er besuchte mit seinen Kameraden Orawa und Gorce, bis er sich schließlich für längere Zeit in der Gegend von Wadowice niederließ.
Man muss zugeben, dass die Bande wirklich unverschämt war und sich geradezu dreist verhielt. Einen Bauer besuchten die Räuber ein Jahr nach dem Überfall und baten um Bewirtung. Ein anderes Mal überfielen sie die Eheleute Lisicki, die Besitzer von Łętownia, die nach Hause unterwegs waren und „baten“ sie, einen Empfang für sie in einem Gasthaus in Bystra zu organisieren, zu der auch der örtliche Pfarrer eingeladen wurde. Während sich die Lisickis von der Feier erholten, raubten Baczyński und seine Komplizen ihr Landgut Łętownia sowie das örtliche Pfarrhaus aus.
Baczyński ließ sich dann eine Zeit lang mit seiner Familie in Biała Woda bei Szczawnica nieder, wo er ein eher ruhiges Leben führte, bis er begann, eine neue Bande zu organisieren, mit der er zu neuen Raubzügen aufbrach, diesmal hauptsächlich in der Gegend des Berges Babia Góra.
Baczyński in Wilczyska gefangen genommen
Die Aussagen über die Grausamkeit von Baczyńskis Bande, die oft diejenigen folterte, die nicht verraten wollten, wo Geld oder Wertsachen versteckt sind, vermischen sich mit Geschichten über seine edle Natur. Er soll einem Bauer eine beträchtliche Summe angeboten haben, um einen verletzten Komplizen zu pflegen, und ein anderes Mal weigerte er sich, eine Kirche auszurauben und forderte nur den Pfarrer auf, seine privaten Ersparnisse zu übergeben, und als es sich herausstellte, dass er keine hatte, ging er mit leeren Händen weiter.
Später trieb die Bande von Baczyński in Ochotnica ihr Unwesen und drang bis in die Nähe von Stary Sącz und Nowy Sącz und auch nach Mszana Dolna, während sie plünderte, raubte und anschließend feierte und schlemmte. Bei einem dieser Feste wurden Baczyński und einer seiner Begleiter in dem zum Dorf Dobra gehörenden Weiler Wilczyska gefangen genommen. Nach einem Prozess in Kraków wurde er zum Tode verurteilt und Anfang 1736 hingerichtet.
Ähnlich wie im Fall von Janosik wurde auch Baczyński in den volkstümlichen Überlieferungen ganz anders dargestellt. Demnach war er ein Mensch edler Natur, der sich auf den Weg des Verbrechens begab, um sich an den Reichen für sein erlittenes Unrecht und Ungerechtigkeit zu rächen. Er verteilte die Beute an die Armen und sorgte dafür, dass ihnen kein Leid geschah, bis er schließlich gefangen genommen und in der Burg Czorsztyn eingekehrt wurde. (Er wollte gerade fliehen, als er gebeten wurde, seine Heilkunde einzusetzen und zu der kranken Ehefrau des Starosten geführt wurde. Später sollte er ein Soldat werden und für seine Tapferkeit berühmt werden.
Anderen Überlieferungen zufolge lebte er später in der Gegend, in der er auf seinem Raubzug gewesen war und bediente sich an den an verschiedenen Orten versteckten Schätzen. Viele davon sollen immer noch in den Wäldern oder Felsspalten versteckt liegen. Vom Baczyńskis guten Herzen sollen zahleiche von ihm gestifteten Kapellen zeugen, die er in seinen Heimatgebieten bauen ließ.
Vom Wilderer zum Räuberanführer. Die Geschichte von Proćpak aus Kamesznica
Proćpak, auch bekannt als Kroćpak, hieß in Wirklichkeit Jerzy Fiedor und wurde in Kamesznica, in der Nähe von Żywiec geboren. Obwohl er ursprünglich im Gebiet zwischen Babia Góra und Barania Góra tätig war, wagte er sich auch viel tiefer nach Westen, sogar bis in die Gegend von Czantoria, und besuchte das Gebiet der heutigen Slowakei.
Proćpak begann seine Kariere als ein Wilderer. Einmal erschoss er versehentlich eine Ferse, deren Haut zum Hauptbeweis gegen ihn wurde. Wegen Wilderei angeklagt und verurteilt, kam er ins Gefängnis in Wiśnicz, aus dem er in seine Heimatgegend ausbrauch. Er musste jedoch sein Dorf wieder verlassen, da eine Fahndung nach ihm ausgeschrieben wurde. Also wilderte er weiter in den umliegenden Wäldern, wo er auf einige Deserteure aus der Armee und Verbrecher, die sich vor der Justiz versteckten, traf.
Die Verfolgung verlief immer effektiver, und so zogen sie in die Gegend des Bergs Babia Góra, wo sie eine echte räuberische Tätigkeit begannen – sie plünderten die mit Waren reisenden Kaufleute, reiche Bauern und sogar Pfarreien. Die berühmteste Episode fand in Zawoja statt, wo sie den Pfarrer austricksten und den Organisten als Geisel hielten.
Die dreijährige Tätigkeit von Proćpak, die von 1792 bis 1795 dauerte, endete, als zwei Armeekompanien bestellt wurden, um die Gegend zu durchkämmen und die Räuber aufzuspüren, bis sie schließlich mehrere von ihnen festnahmen. Alle, die ihnen beim Verstecken halfen, wurden zum Auspeitschen verurteilt und ins Gefängnis geschickt. Der Anführer der Bande genoss seine Freiheit noch einige Wochen lang.
Er wurde schließlich durch eine Frau verraten, mit der er zusammenlebte. Im Gespräch mit einem der Bauern sagte sie etwas, was darauf hindeutete, dass sie den Aufenthaltsort des Räubers kannte, woraufhin dieser die Soldaten verständigte. Eine Durchsuchung der Hütte der Frau ergab allerdings nichts. Proćpak wurde zufällig entdeckt, als einer der Suchenden ein Stück Schweinebauch stehlen wollte. Kurz darauf wurden seine engsten Gefährten festgenommen.
Die Prozesse der Räuber und Einheimischen, die ihnen halfen, fanden in mehreren Städten statt. Mehr als 100 Urteile wurden gefällt, 28 Menschen zum Tode verurteilt. Viele Hinrichtungen fanden in den Heimatorten der Verurteilten statt, um andere davon abzuhalten, denselben Weg zu begehen. Proćpak wurde im Januar 1796 in seinem Heimatdorf Kamesznica hingerichtet.
Bald darauf folgten Geschichten, in denen der Räuber zu einem Vorbild an Tugend wurde, ein großer Wohltäter der Armen, der Ehrlichkeit belohnte und diejenigen bestrafte, die versuchten, etwas vor ihm zu verbergen.
Heute erinnern sich nur noch wenige an seine Geschichte. Wie andere Räuber in Małopolska wurde auch er vom berühmten Janosik in den Schatten gestellt.
Die Beute ging auch zu einem... guten Zweck
Es mangelt nicht an Geschichten, die darauf hindeuten, dass die zähen und hartnäckigen Räuber an Gott glaubten, die ewige Verdammnis fürchteten und versuchten, ihre Sünden wieder gut zu machen. Eine Möglichkeit dafür bestand unter anderen darin, einen Teil der gesammelten Beute für eine edle Tat zu spenden, z. B. für den Bau einer Kirche.
Dem Volksmund zufolge wurde so die St. Anna Kirche in Nowy Targ gestiftet. Die Räuber stifteten nicht nur die Kirche, sondern stellten auch ein in Ungarn geraubtes Bild der Heiligen Anna in den Hauptaltar. Eine sehr ähnliche Legende bezieht sich auch auf den Bau der ersten, noch hölzernen Kirche in Ludźmierz, wo sich heute das Sanktuarium Unserer Lieben Frau, der Königin von Podhale befindet.
Über die Beteiligung von Räubern an der Errichtung einer Kirche spricht man auch im Fall der Kapelle des Heiligen Swierad und des Heiligen Benedikt in Zakopane und einer der berühmtesten Holzkirchen in Podhale, der St.-Erzengel-Michael-Kirche in Dębno Podhalańskie. Die letztere soll an der Stelle errichtet worden sein, an der erwähnte Heilige den Räubern auf einer Eiche erschien, als diese nach einem Überfall flohen.
Die Schätze der Räuber sollten auch zum Bau einer Kapelle des Heiligen Johannes des Täufers in dem zum Dorf Zawoja gehörenden Weiler Policzne beigetragen haben, die an der Stelle errichtet wurde, wo die Räuber vor Jahrhunderten ihre Beute zählten. Angeblich kamen sie bei einem Treffen auf die Idee, einen Teil des gebeuteten Schatzes für den Bau einer Kapelle zu spenden und damit eine Votivsumme für ihre Sünden zu leisten. Die Wahl des Schutzheiligen war nicht zufällig, denn Johannes der Täufer galt als der Beschützer der Räuber.
Ohne eine direkte Beteiligung der Räuber, aber mit Hilfe des Schatzes, den sie angeblich hier versteckten, sollte auch die Kirche St. Lukas der Evangelist in Lipnica Wielka in der Orawa gebaut werden. Viel wert war der Schatz allerdings nicht, denn für den Bau der Kirche musste auch noch die alte Holzkirche im Dorf Chyżne verkauft werden. Es gibt auch Überlieferungen, wonach das Geld gar nicht gefunden wurde, sondern von einem der Räuberanführer aus der Gegend um Babia Góra oder, wie andere behaupten, vom letzten Räuber aus der Region Orawa gestiftet wurde.
Gottes Strafe für Raubüberfälle
Eine ganz andere Beteiligung der Räuber betrifft die Entstehung der Holzkirche des Heiligen Kreuzes auf Piątkowa. Der Legende nach wurde sie an einer Stelle errichtet, an der die Räuber vor Jahrhunderten einen reichen Kaufmann überfielen. Dieser hob seine Augen zum Himmel und rief: „Heiliges Kreuz, rette mich!“. Nach diesen Worten erschien ein brennendes Kreuz über ihm, der Wald schwankte und die verängstigten Räuber flohen vor Angst. Der Kaufmann stiftete aus Dank die Kirche mit einer schönen Aussicht auf die Tatra.
Die Untaten der Räuber sind auch ein Motiv der Legende über den bereits erwähnten Ludźmierz. Eines Tages überfielen die Räuber das Zisterzienserkloster, das sich dort vor Jahrhunderten befand, und flüchteten mit der reichen Beute in den Wald. Die Mönche nahmen die Verfolgung auf, um wenigstens die Monstranz und den kostbaren Kelch für sich zu retten. Der Räuber, der sie trug, stürzte und die Wertsachen fielen auf den Boden. An dieser Stelle drehte sich der Wald wurzelaufwärts, rundherum entstand ein tiefer Sumpf, in dem die Räuber ertranken, während die Zisterzienser, von Gott geleitet, glücklich zu ihrem Kloster zurückkehren konnten.
Eine Statue der Unbefleckten Jungfrau Maria, die in Szczawnica in der Nähe des Unteren Parks steht, wird ebenfalls mit den Untaten der Räuber in Verbindung gebracht. Die Kapelle wird auch Räuberkapelle genannt, da sie im 19. Jahrhundert erbaut wurde, um Mutter Gottes um den Schutz der Einheimischen vor den Angriffen der Räuber, die damals in der Gegend zahlreich waren, zu bitten.
Wahrheit und Legenden
Wie erkenntlich, erinnert sich die Volksweisheit an bestimmte Ereignisse ganz anders und bewertet die Taten von denjenigen, die in der örtlichen Gemeinschaft aufwuchsen, oft anders als das Gesetz. Sie schreibt ihnen gute, edle Absichten und sogar wohltätige Taten zu. Nun, Legenden sind ein Teil der Geschichte, der ihr Farbe verleiht und erlaubt den Forschern, die Wahrheit von den Mythen zu unterscheiden.
So kann man bei Wanderungen durch Małopolska viele faszinierende Geschichten über mehr oder weniger wahre Ereignisse, verborgene Schätze und Orte hören, die heute nicht mehr existieren. Entdecken Sie mit uns das außergewöhnliche Małopolska, seine Geheimnisse und seine versteckten Juwelen!