Wieliczka - die erste auf der UNESCO-Liste
Der Datierung des Gesteins der Lagerstätte Wieliczka zufolge, existierte diese schon vor etwa 13,6 Millionen Jahren - sie erstreckt sich über eine Länge von etwa 10 Kilometern und eine Breite von bis zu 1,5 Kilometern. Das Salz wurde hier bereits 3500 - 2500 Jahre v. Chr. gesiedet. Bereits im 13. Jahrhundert wurden in Wieliczka die ersten Förderschächte gegraben. Das Salzbergwerg in Wieliczka wurde in die erste UNESCO-Weltliste des Kultur- und Naturerbes aufgenommen und ist ein Denkmal der Geschichte.
Heutzutage ist das Salzbergwerk Wieliczka eine Touristenattraktion, die im In- und Ausland sehr beliebt ist. Was ist das eigentlich, das so viele Besucher begeistert und anzieht? Im Laufe von sieben Jahrhunderten wurden auf neun Sohlen in bis zu 327 Metern unter Tage 26 Schächte gebohrt und aus 2040 Abbaukammern Salz gefördert. Unter der Stadt Wieliczka entstand ein Labyrinth von fast 300 Kilometern Stollen und etwa 3000 Abbaukammern. Der für Besucher zugängliche Teil erstreckt sich über 3,5 Kilometer in einer Teufe von 64 bis 135 Metern. In den unterirdischen Stollen kann man wunderschöne und einzigartige Salzseen, Salzskulpturen und alte Bergbautechnik, sowie in Salz gehauene Kapellen bewundern, darunter die berühmteste - die Kapelle der Heiligen Kinga mit den Reliquien der heiliggesprochenen Königin von Polen. Sie ist der größte unterirdischen Sakralbau Europas, der bis heute für sakrale Zwecke benutzt wird. Die älteste vollständig erhaltene Salzkapelle ist die Kapelle St. Antonius (17. Jh.), in der alle Skulpturen und Verzierungen, sogar der Fußboden, von den Bergleuten-Bildhauern in Salz gehauen wurden. Im Bergwerk gibt es auch moderne Kapellen, wie die einzigartige multimediale Salzkapelle, geweiht dem heiligen Johannes Paul II. - dem polnischen Papst. Insgesamt wurden im Salzbergwerk Wieliczka im Lauf der Jahrhunderte etwa 40 Kapellen und Kultstätten errichtet, von denen 26 bis heute erhalten geblieben sind.
Das Salzbergwerk Wieliczka ist auch ein Kurort, in dem Erkrankungen der Atemwege kuriert werden können. In drei in Salz gehauenen Kammern 135 m unter Tage herrscht ein besonderes Mikroklima, das den in der Luft schwebenden Mineralpartikeln, die sich aus den Salzwänden lösen, zu verdanken ist. Der Heilungsprozess und Rehabilitation werden durch Behandlungen mit natürlicher aus einer Lagerstätte in 255 m unter Tage kommender Sole ergänzt.
Das Museum der Krakauer Salinen - eines der größten Bergbaumuseen der Welt
In enger Verbindung mit dem Salzbergwerk von Wieliczka steht das Salzschloss. Vom Ende des 13. Jahrhunderts bis 1945 bildete das Schloss zusammen mit dem Bergwerk ein gemeinsames Unternehmen, das Salz gefördert hat - die Krakauer Salinen (Żupy Krakowskie), das älteste königliche Salzunternehmen auf polnischem Boden, das im Mittelalter stolz Magnum Sal - Großes Salz - genannt wurde.
Heute beherbergen das Schloss und das Bergwerk Ausstellungen und Exponate des Museums der Krakauer Salinen - eines der größten Bergbaumuseen der Welt. Der unterirdische Museumsrundgang im Salzbergwerk Wieliczka liegt 135 m unter Tage, ist 1,5 Kilometer lang und umfasst 19 Kammern und etwa 2000 Artefakte, darunter Skulpturen und Bilder aus den heute nicht mehr existierenden unterirdischen Salzkapellen. Das Salzschloss ist als Erweiterung des Salzbergwerks Wieliczka als ein Objekt auf die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Menschheit eingetragen.
Salz, das im Mittelalter als „weißes Gold“ bezeichnet wurde, war sehr wertvoll, teuer und brachte fabelhafte Einkünfte, deshalb gehörten Bergwerke und Salinen, auf Polnisch „żupy“ genannt, in der Regel den Herrschern und wurden als Einnahmequelle für den Hof und den Staat betrieben. Die Krakauer Saline war jahrhundertelang die Quelle des Reichtums des Landes und materielles Fundament seiner Kultur - mit dem Gewinn wurden der Umbau des Königsschlosses Wawel, der Betrieb der ersten und ältesten polnischen Universität, der Krakauer Akademie (der heutigen Jagiellonen-Universität), sowie der Bau und die Renovierung von Klöstern und Kirchen finanziert. Bezeichnenderweise machten die Einnahmen aus dem Salzhandel während der Herrschaft von König Kasimir dem Großen, in der Zeit des Wachstums und Aufschwungs des polnischen Staates, 25 % des königlichen Haushalts aus. Die Krakauer Salinen versorgten mit Salz nicht nur das ganze Land, sondern auch Ungarn, Schlesien, Mähren und Böhmen.
Das Salzschloss selbst besteht aus dem Mittelschloss (13.-14. Jh.), dem Nordschloss (15. Jh.) und dem Südschloss (19.-20. Jh.), einer Bastei und den Wehrmauern (14. Jh.), einem Garten (18. Jh.), den Überresten der ältesten Arbeiterkantine Polens und dem ältesten Erkundungsschacht in Wieliczka. Jedes Jahr findet im Schlosshof das Salzfest statt - ein buntes und spektakuläres Event, das die Geschichte von Wieliczka, dem Bergwerk und der Saline erzählt, sowie das Erbe, die Traditionen und Bräuche des Bergbaus veranschaulicht.
Das größte Salzgradierwerk in Südpolen
In direkter Nachbarschaft des Salzbergwerks befindet sich ein weiterer Ort, an dem man etwas für die Gesundheit tun, sich entspannen und erholen kann: Das größte Salzgradierwerk in Südpolen mit einer Fläche von 7500 qm, dessen Form an eine mittelalterliche Burg erinnert. Das durch das Gradierwerk erzeugte Salz-Luft-Aerosol gilt als die beste natürliche Heilmethode für Menschen mit Atemwegserkrankungen, als ein hervorragendes Mittel zur Stärkung des Immunsystems und zum Schutz vor den Auswirkungen der Luftverschmutzung. Als eine besondere Attraktion des Gradierwerks gelten die Aussichtsterrasse und der achteckige, über 22 Meter hohe Aussichtsturm, von dem aus man das Panorama von Wieliczka und seiner Umgebung bewundern kann.
Der Marktplatz von Wieliczka – das größte dreidimensionale Gemälde des Landes und wahrscheinlich das zweitgrößte der Welt
Einen Ausflug in das Salzreich können Sie auch bei einem Besuch des Oberen Marktes in Wieliczka unternehmen. Die Salzwelt ist ein auf dem Marktpflaster gemaltes 3D-Bild–. Mit seiner Fläche von 350 qm ist es das größte Kunstwerkt dieser Art in Polen und wahrscheinlich das zweitgrößte der Welt, gemalt mit Technik und Mitteln, die gegen Witterungsbedingungen sowie den Fußgänger- und Autoverkehr beständig sind. Es veranschaulicht einen unterirdischen Stollen und eine Abbaukammer im Salzbergwerk von Wieliczka, sowie vier in diese Landschaft einkomponierte Bronzefiguren von Bergleuten, die aus dem Stollen auf hölzerne Stege heraufsteigen. Die bunte, sehr realistische Salzwelt scheint den Betrachter wie ein Magnet anzuziehen.
Der Marktplatz wurde nach der Gründung der Stadt 1290 in Form eines typischen mittelalterlichen Schachbrettrasters angelegt - vom Marktplatz gehen acht Straßen ab, jeweils zwei von jeder Ecke aus. Der Marktplatz diente den wirtschaftlichen und administrativen Zwecken, durch ihn verlief die Handelsroute von Kraków nach Ungarn, um ihn herum wurden wichtige öffentliche Bauten errichtet. Ursprünglich war der Marktplatz größer. 1361 wurde in seiner Mitte ein Quadrat mit einer Seitenlänge von etwa 75 Metern abgetrennt, und die verbleibenden Teile des Platzes im Norden und Süden wurden für weitere Bebauung freigegeben. Die meisten Häuser am Oberen Markt stammen aus dem 19. Jahrhundert. Früher stand hier das Rathaus, das 1784 abgerissen wurde, auf dessen Fundamenten entstand das Przychocki-Palais. Die hölzerne Bebauung am Oberen Marktplatz brannte 1877 ab, die übriggebliebenen Grundstücke wurden später von Juden aus Klasno aufgekauft, die auf ihnen die heute noch bestehenden gemauerten Mehrfamilienhäuser bauten.
Das Franziskanerkloster - das erste gemauerte Franziskanerkloster Polens
Aus den Einnahmen der Krakauer Saline wurde in Wieliczka die erste gemauerte Kirche der Franziskaner-Reformaten in Polen gestiftet, die zum Vorbild für weitere Kirchen dieses Ordens in Małopolska wurde - das heutige Sanktuarium Unserer Lieben Frau voller Gnade Fürstin von Wieliczka. Die barocke Ordenskirche wurde 1626 errichtet, fünfzehn Jahre später wurde sie um das Klostergebäude mit einem Kreuzgang erweitert. Zwischen 1927 und 1928 wurde das Noviziatsgebäude errichtet, sowie drei Flügel und ein neuer Westflügel angebaut.
Das Sanktuarium besteht aus einer einschiffigen Kirche mit Altarnischen, die von einem Tonnengewölbe mit Lünetten bedeckt ist. Die hölzernen Altäre und Ausstattung sind das Werk von Mönchen, die gleichzeitig ausgebildete Schreiner und Holzschnitzer waren. Im Hauptaltar sind ein kostbares Holzkruzifix aus dem 18. Jahrhundert sowie Heiligenfiguren erhalten geblieben. Der seliggesprochene Diener Gottes Bruder Aloysius Kosiba hat dieses hölzerne Kruzifix besonders verehrt.. Er betete stets inbrünstig vor dem Kreuz und erbat unzählige göttliche Gnaden für die Betrübten, Leidenden und Kranken, die das Kloster und das Sanktuarium von Wieliczka besuchten.
Im Sanktuarium der Stigmata des Heiligen Franziskus wird das Mariengnadenbild „Unsere Liebe Frau voller Gnade“ verehrt, auch bekannt als Fürstin von Wieliczka oder Gnädige Frau von Wieliczka. Einer Legende zufolge, wurde das Bild aus dem 16. oder 17. Jahrhundert von italienischen oder balkanischen Kaufleuten mitgebracht und bei den Bergleuten gegen Salz ausgetauscht. Ursprünglich befand sich das Gemälde in der Kapelle des Heiligen Antonius von Padua, des Schutzpatrons der Bergleute, die an einem Hang an der Straße von Wieliczka nach Kraków steht.
Der Fürsprache Marias wird die Rettung von Wieliczka 1992 zugeschrieben, als ein plötzlicher Wasserausfluss aus dem Bergwerk die Stadt zu zerstören drohte.
1995 wurde das Gnadenbild vom Papst Johannes Paul II. mit goldenen Kronen gekrönt.
Kirche St. Sebastian - Wandmalereien von Tetmajer und Glasfenster von Matejko
In Lednica, einer der malerischsten Ecken von Wieliczka, steht auf einem Hügel inmitten von alten Bäumen eine schöne Kirche aus Lärchenholz aus dem 16. Jahrhundert, die im 18. Jahrhundert umgebaut wurde. Zu ihren Attraktionen zählen die außergewöhnlichen Wandmalereien, Gemälde, Glasmalereien, Statuen und Skulpturen. Die St. Sebastian-Kirche liegt an der einzigartigen Route der Holzarchitektur von Małopolska.
Im Rokoko-Hauptaltar aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hängt ein Bildnis des hl. Sebastians. Die Seitenaltäre stammen aus dem 17. Jahrhundert - es sind ein frühbarocker Altar mit dem Gemälde der Heiligen Jungfrau Maria und ein barocker mit einem Kruzifix aus dem 17. Jahrhundert. In der Kirche sind auch Gemälde aus dem 17. und 19. Jahrhundert, zwei Rokokostatuen aus dem Jahr 1744, Apostelfiguren aus dem 18. Jahrhundert und Beispiele der Volkskunst aus der Barockzeit - Figuren der hll. Adalbert und Stanislaw zu bewundern. Die außergewöhnlichen Wandmalereien aus den Jahren 1903 - 1910 sind ein Werk von Włodzimierz Tetmajer. Die Glasfenster wiederum wurden von Stanisław Matejko, einem Neffen von dem berühmten Maler Jan Matejko, entworfen. Die besonders kostbaren Bilder der Mutter Gottes aus dem 15. und 16. Jahrhundert, sowie Darstellungen der hll. Nikolaus, Andreas und Katharina aus dem 16. Jahrhundert wurden aus der Sebastian-Kirche in das Erzdiözesanmuseum in Kraków verlegt.
Einer Legende zufolge soll an der Stelle der heutigen Kirche ein heidnischer Tempel der Göttin Leda gestanden haben - auf die sich laut Überlieferung der Name der Gegend „Lednica“ bezieht. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Wieliczka von einer Choleraepidemie heimgesucht, die Toten wurden auf dem Friedhof an der Anhöhe Wzgórze Lednickie bestattet. Um der Seuche Einhalt zu gebieten, beschlossen die Einwohner, als Zeichen der Dankbarkeit in der Nähe des Cholerafriedhofs eine Kirche zu bauen.