Einer der bekanntesten und beliebtesten Bräuche am Karsamstag ist die Speisenweihe. In der römisch-katholischen Kirche können die Körbe mit den zur Weihe bestimmten Lebensmitteln und Speisen sehr unterschiedliche Produkte je nach der Region enthalten. Meistens sind das aber Lebensmittel und Speisen von symbolischer Bedeutung:
- Brot - als das Grundnahrungsmittel des Menschen,
- Salz - als Schutz- und Reinigungsmittel,
- Meerrettich - als Symbol für Kraft, Gesundheit und die Bitterkeit der Passion,
- Lamm - als Symbol für Unschuld, Opfer und Christus,
- Ei - als ein Symbol für die Lebenskraft und vier Elemente. Beim Osterfrühstück teilen die Speisenden die Eier unter sich und wünschen sich gegenseitig alles Gute,
- Kuchen - eine perfekte Form, eine Belohnung nach den Strapazen der Fastenzeit, ein Vorgeschmack auf den Himmel.
In einigen Regionen enthält der Korb auch ein Stück Kartoffel, das später eingepflanzt werden und für eine gute Ernte sorgen soll. Auch Käse, Wurstwaren und Butter gehören traditionell zu den Weihspeisen. Manchmal hat man auch Streichhölzer in den Korb gelegt, so dass das Feuer im Herd immer gut gezündet werden kann. Die Eier sind in der Regel bunt bemalt oder mit Zwiebelschalen gefärbt. Die Speisekörbe waren viel größer als heute, weil sie genug Raum für einen ganzen Laib Brot bieten mussten.
In der Region Podhale hat man die Speisen auch in Beuteln aus Wolle weihen lassen. Später sind Körbe aus Wacholderwurzeln, danach aus Weide in Mode gekommen. Der Korb soll mit einer Leinenserviette ausgelegt und mit grünen Zweigen, wie Myrte, Preiselbeere oder Buchsbaum geschmückt werden. Hier hat man das Haus mit dem Korb in der Hand umrundet und dabei die Worte gesagt: „Soll das ganze Unglück mein Heim verlassen, weil ich mit der Weihspeise nach Hause gehe!”. Auch in anderen Regionen war der Brauch der Hausumrundung mit der Weihspeise bekannt. Er verhieß Wohlstand und Fülle.
In der Gegend von Sucha Beskidzka hat man am Karsamstag nach der Abendmesse, sowie nach der Feuer- und Wasserweihe angebrannte Haselstöcke mit nach Hause genommen. Diese sind später in die Ecken der Felder, in jeder Ecke jeweils drei Stöcke eingesteckt worden, was eine gute Ernte verheißen hat.
Ein weiterer Brauch am Karsamstag war der interessante Brauch, den Zunderpilz zu verbrennen, der z.B. für Bukowina Tatrzańska oder Stryszawa kultiviert wurde. Die Zunderpilze sind dabei auf Holzstöcke aufgesteckt und von den geweihten Osterkerzen angezündet worden. Anschließend hat man mit dieser Art Fackel das Haus umrundet und beräuchert, um böse Geister zu vertreiben und für den Wohlstand zu sorgen.
In der griechisch-katholischen und der orthodoxen Kirche wird das Fest der Auferstehung Christi an einem anderen Termin gefeiert als in der römisch-katholischen Kirche. Manchmal beträgt der Unterschied bis zu 5 Wochen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass man für die Ermittlung des Termins sich eines anderen Kalenders bedient.
Am Karsamstag feiert die orthodoxe Kirche den s.g. Mitternachtsgottesdienst, mit dem das Osterfest beginnen kann. Nach dem Abendgottesdienst am Karsamstag werden auch die Speisen geweiht. Traditionell werden die Körbe mit den Speisen vor der Kirche zur Weihe ausgestellt, da es sich nicht gehört, an diesem Tag Fleisch in die Kirche zu tragen. Dies ist in vielen Dörfern, wie Bodaki und Hańczowa immer noch der Brauch.
Die Lemken lassen Eier, Brot, Wurst, Schweinespeck, Meerrettich, Salz, Essig, gebackenen Käse und s.g. Paski - das traditionelle, am Gründonnerstag gebackene runde Weizenbrot in ihren Körben weihen. Das Brot teilt man traditionell unter sich nach der Weihe beim Osterfrühstück. Früher hat man dieses Brot bei vielen Familien an allen Ostertagen verzehrt. Dem geweihten Brot sind außergewöhnliche heilende und magische Kräfte zugeschrieben worden. Aus diesem Grund hat man in der Regel drei Brotkanten abgeschnitten und diese zu Hause aufbewahrt. Diese Brotkanten waren ein wirksames Mittel gegen Magenbeschwerden und Kopfschmerzen; im Ofen verbrannt haben sie vor Gewitter geschützt.
Das Brot, oder sogar mehrere Brote, hat in der Regel ein Mann in einem Tuch (aus Leinen) eingewickelt, zur Weihe getragen. Den Korb mit Eier hat in der Regel eine Frau getragen. Unter den geweihten Speisen spielen Eier, ein uraltes Symbol der Fruchtbarkeit und der Kontinuität des Lebens, eine besondere Rolle. Neben naturfarbenen oder einfarbigen Eiern (die meist mit Pflaumenwurzeln, Zwiebelschalen und grünen Roggensprossen gefärbt waren) hat man auch reich verzierte Ostereier in den Korb gelegt. Das Bemalen von Ostereiern ist nach wie vor eine wichtige Tradition für das Lemken-Volk. Nach der Tradition sollen diese erst am Gründonnerstag, genau wie das Brot, gekocht und zubereitet werden. Mit den bunten Ostereiern ist eine interessante Legende der Lemken verbunden: „(...) als Christus ans Kreuz genagelt wurde, tropfte das Blut aus seinen Wunden in Form kleiner roter Eier herunter; die Muttergottes Maria, die unter dem Kreuz stand, hat diese mit ihren Tränen begossen und so verwandelten sich diese in die Ostereier. Martha hat diese aufgesammelt und die Muttergottes hat sie an Kinder als eine Mahnung verteilt, dass sie sich immer lieb haben sollten“. Mit dieser Geschichte hängt wahrscheinlich ein anderer Brauch zusammen, wenn Frauen vor der Kirche Ostereier an die Kinder verteilen.
Mit den Ostereiern ist auch ein weiterer, sehr interessanter Brauchverbunden: Die geweihten Eier mussten über das Haus geworfen werden und zwar so, dass sie dabei nicht zerbrechen. Die zerbrochenen Eier müssten unbedingt sorgfältig aufgesammelt werden. In dem Korb mit Weihspeisen muss sich auch Platz für eine Kerze finden, die vor der Weihe angezündet wird und bis zum Ende vollständig abbrennen sollte. Sie steht symbolisch für den Menschen und für Christus, der sein Leben geopfert hat. Nach der Speiseweihe musste man laut der Tradition mit den geweihten Speisen das Haus drei mal umrunden, um es vor dem Bösen zu schützen.
Mehr über diesen und weitere Bräuche kann man auf einer von dem Tourismusverband Małopolska betriebenen Webseite tradycje.drewniana.Małopolska.pl oder im Katalog „Festtage, Traditionen und Bräuche auf der Holzarchitektur-Route in Małopolska” im PDF-Format oder in einer übersichtlichen Flipbook-Form Flipbook lesen. Interessante Bilder und Filme ergänzen und runden die Inhalte auf der Webseite und im Katalog über die Feiertage und Bräuche in verschiedenen Riten, sowie über die Volkstraditionen im Zusammenhang mit der Hauspflege ab.
Das Projekt „Festtage, Traditionen und Bräuche auf der Holzarchitektur-Route in Małopolska“ wird von der Europäischen Union im Rahmen der Maßnahme 6.1 Entwicklung des Kultur- und Naturerbes, Untermaßnahme 6.1.3 Entwicklung von Kultureinrichtungen und Erschließung des kulturellen Erbes des regionalen operationellen Programms Małopolska 2014-2020 mitfinanziert