Nach einer Zeit der Faszination für industrielle Massenproduktion entdecken immer mehr Menschen wieder den Charme handgefertigter Dinge, schätzen die Fertigkeiten ihrer Schöpfer und den einzigartigen Charakter eines jeden Stücks. Wir greifen auf sie zu besonderen Anlässen zurück, schmücken aber auch damit jeden Tag unsere Wohnräume, sie begleiten uns im Alltag, denn sie sind schön, funktional und - was sehr wichtig ist - natürlich und umweltfreundlich. Das ist der Grund für die steigernde Beliebtheit verschiedener Veranstaltungen und Orte, die die Volkskunst fördern.

Volkskunstmesse

Es handelt sich um eine zyklische Veranstaltung, die jedes Jahr im August auf dem Hauptmarkt in Kraków stattfindet. Einige Tage lang kann man an Dutzenden von Ständen die Werke verschiedener Volkskünstler/-innen bewundern und oft ihnen sogar bei der Arbeit zusehen, über deren Beschaffenheit sprechen oder sogar etwas Besonderes für sich selbst bestellen. Klöpplerinnen, Weberinnen und Stickerinnen verkaufen ihre Ware oft selbst in schöne Trachten gekleidet. Töpfer, Bildhauer und Glasmaler erzählen von den Geheimnissen ihres Handwerks. Manchmal hat man sogar die Gelegenheit, die eigenen Eignung zu testen, sich in einem bestimmten Handwerk auszuprobieren.

Der Verkauf handwerklicher Produkte wird von Auftritten von Volksmusikkapellen und Ständen mit traditionellen regionalen Gerichten begleitet, auf diese Weise wird eine einzigartige Atmosphäre geschaffen, die das Event für jeden attraktiv macht.

Markt im Grenzland der Kulturen

Einen ähnlichen Charakter hat der Markt „Kiermasz Pogranicza Kultur“, der Ende September und Anfang Oktober auf dem Krakauer Mały Rynek (Kleiner Markt) veranstaltet wird. Die dort anwesenden Volkskünstler, Kunsthandwerker und Aussteller beweisen, dass sich Tradition und Folklore gekonnt mit den Anforderungen und Erwartungen der heutigen Zeit verbinden lassen. Handgenähte Volkstrachten, Spitzen, Holzskulpturen, Schmiedearbeiten, Lederwaren, Leinenkleidung, Keramik und handgefertigter Schmuck erfreuen sich unter den Käufern stets einer großen Beliebtheit.

Der Name der Veranstaltung bezieht sich auf die Tatsache, dass sich die Folklore der Region Małopolska an der Schnittstelle vieler Kulturen entwickelt hat, man findet in ihr Elemente vieler Kulturen und diese erstaunliche Mischung besticht immer wieder durch ihre Originalität und Einzigartigkeit. Vielleicht liegt es daran, dass die Art der Herstellung der einzelnen Produkte oft von Generation zu Generation weitergegeben wird und jede Familie über ein streng gehütetes Geheimnis verfügt.

Weihnachtsmarkt

Die Werke der Volkskünstler/-innen findet man außerdem im Dezember auf dem Weihnachtsmarkt, der fast den gesamten Krakauer Hauptmarkt einnimmt. Holzkrippen, bemalte Christbaumkugeln, Weihnachtsschmuck und -gestecke, Keramik oder Holzspielzeug sind nur einige Beispiele der hier angebotenen Produkte.

Begleitet wird der Verkauf von gastronomischen Ständen mit traditionellem Glühwein, altpolnischen Pierogi und hausgemachtem Kuchen sowie von Events, wie etwa einem Umzug von Sternsingern, dem Besuch des Weihnachtsmanns und den Weihnachtswünschen des Präsidenten der Stadt Kraków an die Krakauer und Touristen.

Das Zentrum für Holzspielzeug in Beskidy

Volkskunst-Begeisterte sollen unbedingt das Zentrum für Holzspielzeug in Beskidy im Ort Stryszawa in der Nähe von Sucha Beskidzka besuchen. Diese Gegend lässt sich zurecht als das polnische Zentrum für Holzspielzeug bezeichnen. Seine Herstellung begann im frühen 19. Jahrhundert, zuerst war es nur ein Nebenprodukt bei der Produktion von alltäglichen Gebrauchsgegenständen, doch mit der Zeit entwickelte sich die Spielzeugherstellung zu einem eigenständigen Handwerk. Kleine Pferde, Vögel und Kutschen aus dem Holz der Weymouth-Kiefer sind seit langem auf zahlreichen Welt- und Landesausstellungen zu sehen, von lokalen Künstlern hergestelltes Spielzeug wird in den größten polnischen Museen ausgestellt, die über ihre eigene Volkskunstsammlung verfügen.

Ein Besuch im Zentrum wird nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen Freude bereiten. Man kann dort die Werke von Volkskünstlern nicht nur bewundern, sondern auch mit ihnen spielen, die kleinen Hühner- oder Entenfiguren auf der Rampe in Bewegung setzen. Die Teilnehmer eines Workshops können selbst versuchen, einen Vogel oder ein Pferd zu schnitzen und das Spielzeug zu bemalen. Die Kiefernfiguren aus Stryszawa bestechen durch ihre Schlichtheit, Originalität und Einzigartigkeit; das Interesse an ihnen wächst ständig, da viele Menschen einfach genug von den Massenprodukten aus Plastik haben.

Ein Ausflug nach Stryszawa (65 km von Kraków entfernt) kann man mit einem Besuch in Sucha Beskidzka verbinden – mit der Besichtigung des örtlichen Schlosses, das als Klein-Wawel bezeichnet wird, und der Dorfschenke Rzym. Von hier aus hat der Teufel den Meister Twardowski, einen Helden aus einer der berühmtesten polnischen Legenden, auf den Mond entführt.

Die Einrichtung des Gasthauses, in dem überwiegend traditionelle polnische und regionale Gerichte serviert werden, knüpft mit ihren handgefertigten Zierelementen aus Krepppapier an die Volkstradition an. In der Eingangshalle gibt es einen Souvenirladen mit Volkskunst und eine Galerie mit Autogrammen berühmter Gäste.

Vielfalt und Natürlichkeit

Die Volkskunst veranschaulicht nicht nur auf wunderbare Art und Weise die Vielfalt von Małopolska und die Traditionsverbundenheit der Einwohner in den verschiedenen Gegenden dieser Region. Jeder Teil der Region hat seine eigenen Trachten, Bräuche, Traditionen und Erzeugnisse. Diese lassen sich nicht nur während der zyklischen Veranstaltungen entdecken, sondern auch auf eigene Faust, wenn man durch Małopolska reist und die hiesigen Reize erkundet.