Zu einem Symbol der Hirtenkultur von Podhale, den Beskiden und überhaupt den ganzen Karpaten entwickelte sich in den letzten Jahren der Almabtrieb – eine spektakuläre, oft mehrtägige Rückführung von Tausenden von Schafen von den weiten Weiden im Beskid Sądecki in ihre Heimathöfe am Fuße der Tatra, mit der die sommerliche Weidesaison zu Ende geht. Bunte Herbstumzüge mit Musik sind in letzter Zeit zu einer besonderen Attraktion von Szczawnica geworden.
Mit der Weidehaltung der Schafe ist eng die Kultur der Käseherstellung verbunden. Der bekannteste Hochlandkäse ist zweifellos der Oscypek – ein krümeliger, geräucherter Schafskäse mit einer charakteristischen Randverzierung, die der gespaltenen Form zu verdanken ist, der er wahrscheinlich seinen Namen verdankt (in Hochpolnisch müsste er wohl „rozszczepek“, der Gespaltene heißen). Als den „kleinen Bruder“ des Oscypek bezeichnet man manchmal den Redykołka, der bei der Herstellung von Oscypek aus den Resten der Käsemasse produziert wird und traditionell während des Almabtriebs verschenkt wird. Zu den anderen beliebten Käsesorten aus Małopolska gehört der zarte, saftige Bundz (auch Bunc oder Klagany bezeichnet) - ein Käse mit mildem und zartem Geschmack, der zwischen Frühjahr und Herbst aus Schafsmilch hergestellt wird, besonders lecker schmeckt dabei der Mai-Bundz, der von der frühen Weidehaltung der Schafe stammt, die geräucherten Korboce (Korbacze) – ein hervorragender Snack für abendliche Treffen oder Bergwanderungen, oder Bryndza aus Podhale oder der Sandezer Region – ein weicher Labkäse, der in den Karpaten von Rumänien bis zur Tschechischen Republik bekannt ist. Karpatenkäse kauft man am besten direkt bei den Hirten in einer der zahlreichen Schäferhütten entlang der Bergpfade.
In Kraków, der Stadt, die 2019 mit dem angesehenen Titel „Europäische Hauptstadt der gastronomischen Kultur“ ausgezeichnet wurde, lohnt es sich, nicht nur die hervorragenden, vor allem im Bereich der Altstadt, in den Vierteln Kazimierz und Podgórze dicht aneinander liegenden Restaurants zu besuchen, von denen sogar 18 auf den Seiten des Michelin-Führers aufgeführt sind. Die kulinarischen Traditionen der ehemaligen Hauptstadt Polens kommen am besten zum Ausdruck in den Backwaren. Das sind natürlich vor allem die Obwarzanki – charakteristische, mit Mohn, Sesam, Salz oder einer Körnermischung bestreute Ringe, die in blauen Wagen auf Krakauer Plätzen bzw. an gut besuchten Verkehrsknotenpunkten als Snack verkauft werden, und die knusprigen Precelki (Brezeln). Das Geheimnis der Herstellung von Obwarzanek besteht darin, das Gebäck in kochendes Wasser einzutauchen und es zu brühen („obwarzanie“). Im Lebendigen Obwarzanek-Museum können Sie nicht nur etwas über seine Geschichte erfahren, sondern auch an einer Vorführung teilnehmen und sich selbst als Bäcker versuchen. Kazimierz, das ehemalige jüdische Viertel, ist die Heimat der Bajgle (Bagels) - ovaler Brötchen mit einem Loch in der Mitte, die mit den Auswanderern aus der Hauptstadt von Małopolska auch zu einem Wahrzeichen von New York wurden. Ein hervorragendes Beispiel für die Wiederbelebung kulinarischer Traditionen ist das Brot Prądnicki – riesige, bis zu 14 Kilogramm schwere Brotlaibe, die nach einem Rezept aus dem 14. Jahrhundert gebacken werden, sind eine Spezialität, die während der Volksrepublik Polen fast in Vergessenheit geraten war und in den letzten Jahren wieder auf den Tisch kam. Zu einem festen Bestandteil des Kulturkalenders von Kraków und dem Stadtteil Kazimierz entwickelte sich das Brotfest, das jedes Jahr Anfang Juni gefeiert wird. Ein Überbleibsel aus der Zeit der k. u. k. Monarchie ist der Pischinger, eine traditionelle galizische Waffeltorte (in Kraków als Andruty bezeichnet), mit Füllung aus Schokolade- und Haselnussmasse.
Jodłownicki kołacz z serem - Hefeteig mit Quarkmasse und mit charakteristischen Streuseln bestreut, wurde in die Liste der traditionellen Produkte aufgenommen. Besonders beliebt ist dieser Kuchen bei den Bewohnern der Region Limanowa und der Gemeinde Jodłownik. Ursprünglich wurde er nur zu wichtigen Anlässen gebacken. Er durfte auf keiner Hochzeitstafel fehlen und wurde auch auf Kirchenfesten gerne gegessen. Die köstlichsten wurden von den Hausfrauen aus frischer Milch und dem besten Quark, den sie in der Speisekammer hatten, hergestellt. Bei einer bestimmten Backtemperatur erhielt der Kuchen die richtige Farbe.
"(...) Und da war die Konditorei. Nach dem Abitur gingen wir dorthin, um Sahneschnitten zu essen. Dass wir das alles geschafft haben, diese Sahneschnitten, nach dem Abi". - sagte Johannes Paul II. am 16. Juni 1999 auf dem Marktplatz in Wadowice. Deshalb wird auch die Sahneschnitte, eine mit Pudding-Sahnecreme gefüllte und großzügig mit Puderzucker bestreute Schnitte aus Blätterteig vor allem von den Konditoren in Wadowice als die „Papst-Sahneschnitte“ oder “Wadowice-Sahneschnitte“ genannt.
Bei einem Besuch in Kraków lohnt es sich, eine der handwerklichen Bäckereien und die traditionellen Märkte mit regionalen Produkten zu besuchen. Dazu gehören vor allem der älteste und bekannteste Markt Stary Kleparz, aber auch Orte wie die Markthalle, der Platz na Stawach oder der Petersilienmarkt (Pietruszkowy) in Podgórze - eine gemeinsame Initiative von Anbietern ökologischer Lebensmittel. Fans von Streetfood kommen in Kazimierz voll auf ihre Kosten, zu einem echten Symbol des Viertels entwickelten sich in den letzten Jahren die überbackenen Baguettes auf dem Plac Nowy, wie auch Maczanka krakowska, überbackenes Brötchen mit Fleischfüllung, das als „Urgroßvater des Hamburgers“ bezeichnet wird.
Die interessantesten lokalen Restaurants in Kraków finden Sie auf dem Portal Kraków Foodie, es lohnt sich auch ein Besuch der städtischen Internetseite Kulinarny Kraków, die Informationen über bemerkenswerte Adressen, Veranstaltungen und das kulinarische Erbe der Stadt sammelt.
Eine Reise in die Region beginnt in den Ortschaften in der Nähe von Kraków, die sich auf die Herstellung von Wurstwaren spezialisiert haben, wie Liszki, Podstolice oder das etwas weiter entfernt gelegene Rajbrot. Die in ganz Polen bekannte Wurst Kiełbasa lisiecka ist eine traditionelle geräucherte Wurst aus Schweinefleisch, die in den Gemeinden Liszki und Czernichów hergestellt wird und in die Liste der geschützten regionalen landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Europäischen Union aufgenommen wurde. Die grob zerkleinerte, gebratene und getrocknete Krakauer Wurst oder Szołdra aus Rajbrot (Schweineschinken mit Buchen-Erlenrauch geräuchert) sind nur einige der Fleischspezialitäten der Region. Die Backwaren in Małopolska sind natürlich nicht nur eine Krakauer Spezialität: Unbedingt probieren sollte man den Hefekuchen mit Quarkmasse aus Jodłownik, den Jura-Streuselkuchen - ursprünglich ein Hochzeitskuchen - oder die länglichen Weizenbrötchen - kukiełka lisiecka. Den Hunger stillen kann man auch mit dem ovalen Mühlsteinbrot aus Łomna, das mit geschroteten Weizenkörnern bestreut ist, oder mit Jurabrot, das dank der Zugabe von Kartoffelflocken lange frisch bleibt. Nicht zu vergessen sind die in ganz Polen beliebten Kaiserbrötchen „Kajzerki“, die ihren Namen dem Kaiser Franz Joseph verdanken, der einst über Galizien und Kraków herrschte.
Małopolska verbindet mit dem Meer höchstens der See Morskie Oko, doch wer glaubt, dass diese Region fischarm ist, liegt total falsch. Exzellente Forellen aus den Gebirgsbächen werden von fast jedem Gasthaus in Podhale angeboten, doch die höchste Kunst des Grillens oder Räucherns von Fisch haben die Betreiber der kürzlich wiederbelebten Teiche im Tal erreicht, aus dem die Ojców-Forelle stammt - eines der Markenzeichen dieser malerischen Ortschaft in der Nähe von Kraków. Sieben Gemeinden im oberen Weichseltal in der Nähe von Oświęcim sind dicht mit Fischteichen bedeckt und bilden das Karpfen-Tal, das landesweit bekannte Zentrum für die Züchtung der Fischart, die am Heiligen Abend auf dem Tisch nicht fehlen darf. Der Zator-Karpfen gehört zu den sechs Produkten aus Małopolska mit geschützter Ursprungsbezeichnung. Um auf die jahrhundertealte Tradition der Karpfenzucht aufmerksam zu machen, feiern die Einwohner der Gemeinde Zator jedes Jahr in der letzten Juniwoche mit großem Aufwand das Karpfenfest, zu dem immer mehr Gäste kommen, angezogen vom Duft der geräucherten und gebratenen Fische und von der einzigartigen Atmosphäre des Events auf dem Marktplatz von Zator.
Die bergige Umgebung von Nowy Sącz und Limanowa bildet - neben der masowischen Stadt Grójec - das Zentrum des polnischen Obstanbaus. Die sonnigen Hänge am Fluss Dunajec bei Tymbark und Raciechowice sind vor allem für ihre ausgezeichneten Äpfel bekannt, darunter für die zertifizierten Łąckie-Äpfel und die saftigen getrockneten Pflaumen - leicht süßlich, mit spürbarem Nachgeschmack und rauchigem Aroma - Suski sechlońskie, die in keiner anderen Region Polens zu finden sind. Der Name „Suska“ stammt aus dem lokalen Dialekt und bedeutet getrocknete und geräucherte Pflaume, „sechlońska“ bezieht sich wiederum auf den Namen der Ortschaft Sechna. Die Pflaumen aus Małopolska werden auch zur Herstellung von Sliwowitz verwendet, einem hochprozentigen, trockenen Alkoholgetränk, das in ganz Mittel- und Osteuropa verbreitet ist. Der Hauptproduktionsort von Sliwowitz in Polen ist Łącko. Ein weiteres interessantes alkoholisches Getränk aus Małopolska ist der Likör Jarzębiak, der aus Vogelbeeren in Izdebnik und Lanckorona hergestellt wird.
Am nördlichen Ende von Małopolska liegt Charsznica, eine Ortschaft, die für die Kunst des Vergorens von Gemüse bekannt ist. Diese einst übliche Art, Lebensmittel für lange und kalte Winter zu konservieren, ist zu einem der Markenzeichen der polnischen Küche geworden. Das in Fässern eingelegte Sauerkraut aus Charsznica ist gesund, reich an Vitamin C, Magnesium, Kalium und Eisen und ist wohl das weltweit einzige, das über sein eigenes Kohlmuseum verfügt. Eines der beliebtesten Gerichte der altpolnischen Küche, das aus Sauerkraut hergestellt wird, ist Bigos - ein herzhaftes Eintopfgericht mit verschiedenen Fleischsorten, Pilzen und Gewürzen. Weitere köstliche vergorene Gemüsesorten aus der Region sind Gurken (bei Tarnów traditionell in einem Brunnen eingelegt!) oder der natürlich eingelegte saure Rote-Bete-Saft, der für Zubereitung von Suppen verwendet wird, beispielsweise für den Krakauer Borschtsch, mit aromatischem Geschmack und tiefroter Farbe, oder die saure Mehlsuppe żurek małopolski mit Meerrettich, Wurst und Ei, die oft in Brot serviert wird und auf dem Ostertisch nicht fehlen darf.
Der Geschmack von echtem Honig aus dem Gebiet des heutigen Polens wurde bereits im frühen Mittelalter von den Arabern hochgeschätzt, die zahlreiche Handelskarawanen an die Weichsel schickten. Im heutigen Małopolska werden die Imkertraditionen vor allem in Harbutowice, in Beskid Wyspowy und in der Region Sącz gepflegt. Als die Ikone der Imkerei von Małopolska schlechthin gilt der der Honigtauhonig, anspruchsvoll in der Herstellung und aus Honigtau gewonnen - einem Baumsaft, der von kleinen pflanzenfressenden Insekten aufgenommen und verarbeitet wird. Honigtau kann sowohl von Laub- als auch von Nadelbäumen stammen. Der würzige, harzige Geschmack des Honigtauhonigs von Nadelbäumen ist ein unvergessliches Geschmackserlebnis - derjenige, der ihn probiert hat, kann sich kaum vorstellen, wieder künstlichen, industriellen Honig aus dem Supermarkt zu kaufen.
Ein kulinarisches Abenteuer in Małopolska kann nicht ohne einen Besuch in einem der traditionellen Gasthäuser stattfinden. Authentische Lokale, die auf das Erbe der regionalen Küche zurückgreifen, finden Sie auf der Małopolska-Gourmetroute. Die Route umfasst traditionelle Gasthäuser mit dem höchsten Standard, die Gerichte aus lokalen Zutaten anbieten - es sind mittlerweile über 40 Adressen in der gesamten Region. Zu den Gerichten, die man in einem Gasthaus unbedingt probieren sollte, gehören Pierogi (Piroggen) - ein echter Hit der polnischen Küche. Schon ein altes polnisches Sprichwort sagt: „Der wahre Reichtum des Hauses ist nicht das Baumaterial, sondern die Pierogi“. Es gibt sie sowohl in süßer, als auch in herzhafter Art der Zubereitung, und der Arten der Füllung sind keine Grenzen gesetzt. Wie vielfältig sie sein können, kann man auf dem Pierogi-Festival auf dem Mały Rynek (Kleiner Markt) in Kraków herausfinden, wo nicht nur die traditionellen Sorten wie die russischen (mit Quark und Kartoffeln), mit Fleisch, süßem Quark oder Sauerkraut und Pilzen dominieren, sondern auch saisonale - mit frischen Blaubeeren, Saubohnen oder Pfifferlingen - bis hin zu gewagteren Variationen, wie die mit Roter Bete oder süß mit Schokolade.
Wenn man handwerklich gebrautes Craftbier direkt vom Fass probieren möchte, ist Szczyrzyc der beste Zielort, wo beim örtlichen Zisterzienserkloster eine kleine Brauerei betrieben wird. Auf dem Weg zu Beskid Niski wiederum lohnt sich ein Zwischenstopp vor Grybów, wo in einem historischen Gebäude, das sich noch an die Zeit Galiziens erinnert, die Brauerei Pilsvar mit einem hauseigenen Laden betrieben wird, dort kann man das goldfarbene Getränk direkt vom Fass und ein gutes Dutzend Varianten von Flaschenbieren kaufen. Die Weinindustrie, die im nördlichen und zentral-östlichen Teil der Region sich dynamisch entwickelt kann man auf der Weinroute von Małopolska entdecken. Die Route umfasst sogar 50 Orte, die jedes Jahr u.a. während der Tage des offenen Weinbergs besucht werden können. Der Wein der Region wird auch auf der Freiluftmesse Enoexpo in Kraków und auf der Dionysia in Tarnów präsentiert.