Jedes Jahr am ersten Donnerstag nach Fronleichnam streichen Lajkonik und sein Gefolge durch die Straßen von Kraków zu den Klängen von fröhlichen Krakauer Melodien. Der Umzug beginnt mit der Vorbereitung im historischen Museum der Stadt Kraków, wo der erste Tanz aufgeführt wird. Anschließend macht sich der Zug auf den Weg zum Sitz der Stadtwerke an der Straße ul. Senatorska 1 und dann langsam weiter in die Richtung des Hauptmarkts. Auf seinem Weg, am Platz Na Stawach sammelt der Lajkonik kleine Münzen in seinen Korb. Danach besucht er das Norbertinerinnen-Kloster, wo die historische Schlacht zwischen den Krakauer Flößern und Tataren stattgefunden hat. Nach diesem Besuch zieht der Umzug durch die Straßen ul. Kościuszki und Zwierzyniecka durch die Stadt weiter. Der Lajkonik besucht auf dem Weg Geschäfte, „schlägt“ die Passanten mit seinem Streitkolben, was Glück bringen soll und sammelt „Schutzgelder“. An der Straßenkreuzung bei der Philharmonie führt der Lajkonik einen Tanz mit der Fahne auf. Der Umzug zieht durch die Straßen ul. Franciszkańska und Grodzka in Richtung des Hauptmarkts weiter, wo der Lajkonik auf einer am Rathausturm aufgebauten Bühne, gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt Kraków, dem Direktor des Historischen Museums und dem Geschäftsführer der Stadtwerke einen Toast auf das Wohlergehen der Stadtbürger ausspricht. Bei dieser Gelegenheit erhält er auch Schutzgeld von der Stadt und führt einen Tanz auf, der „Urbem salutare“, also wörtlich: Verbeugung vor der Stadt, genannt wird. Anschließend besucht der Umzug das bekannte, historische Restaurant Wierzynek und erscheint nach einer Stunde wieder auf dem Markt, wo er die Tuchhallen umrundet. Der Lajkonik-Umzug endet mit einem festlichen Abendessen im Restaurant „Hawełka“.
Es lohnt sich jedoch, auf die Figur von Lajkonik zurückzukommen, um zu erfahren, wo diese Tradition ihren Ursprung hat und warum der Umzug durch die Straßen von Kraków zieht. Die mit dem Lajkonik verbundene Legende geht auf die Ereignisse aus dem Jahr 1287 zurück. In diesem Jahr ist die Stadt Kraków unerwartet von Tataren heimgesucht worden, die den Angriff am frühen Morgen geplant haben. Zum Glück sind sie von den Flößern bemerkt worden, die die schlafenden Tataren angegriffen und so die ganze Stadt gerettet haben. Die Flößer haben danach die asiatische Kleidung von Tataren angezogen, die Pferde der Angreifer genommen und mit einem Umzug in die Stadt gefahren, wo sie zuerst Entsetzen und danach Stolz und Freude ausgelöst haben. Der Lajkonik ist also ein als tatarischer Khan verkleideter Flößer, der auf einem Pferd reitet.
Es lohnt sich auf jeden Fall, mindestens einmal im Leben den Umzug von Lajkonik zu sehen, der nur ein Mal jährlich durch die Straßen der Stadt zieht. Das traditionelle Gefolge von diesem (anders genannten) Zwierzyniec-Pferdchen zaubert Lächeln, Bewunderung und Rührung in die Gesichter von Erwachsenen und Kindern. Es ist die einzige Chance, mit dem Lajkonik-Streitkolben geschlagen zu werden, was Glück für das gesamte Jahr verspricht!
Dieser Brauch ist 2014 in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Die Figur des Zwierzyniec-Pferdchens wird durch viele Krakauer Unternehmen als ein Teil ihres Logos verwendet und ist auf den Sitzen der Krakauer-ÖPVM abgedruckt.