Odporyszów. Der erste menschliche Flug in die Lüfte
Der wahrscheinlich erste Flug eines Menschen weltweit fand im Ort Odporyszów bei Tarnów statt. Jan Wnęk ist hier mithilfe der selbständig entwickelten und gebauten Flügeln ca. 3 km von einem Kirchenturm in der Luft als erster Mensch geflogen.
Wnęk (1828-1869) hat alles selbst gelernt, kam aus einer Bauernfamilie und war außergewöhnlich begabt. Er war u.a. ein talentierter Holzschnitzer und Bildhauer, seine Skulpturen kann man bis heute in der Kirche von Odporyszów. bewundern. Werke von Wnęk sind außergewöhnlich, expressionsreich, unheimlich realistisch, mit realitätsnahen Gesichtszügen, Gestik und Form. Diese können Sie auch im lokalen Museum sehen.
Man sagt, Wnęk war schon seit seiner Kindheit mit der Idee vom Fliegen begeistert. Er hat auf dem Turm der lokalen Kirche eine Plattform aufgebaut, von der er mit seiner einem Gleiter ähnlichen Vorrichtung die ersten Flugversuche unternahm. Diese Flugübungen mit unterschiedlichen Reichweiten haben seine Beobachtungen und Entwicklungen bestätigt. Er hat die aufsteigenden Luftströmungen entdeckt, die auch in heutigen Zeiten, z.B. beim Segelfliegen genutzt werden.
Nach Jahren Forschung unternahm er am 19. Mai 1866 seinen ersten längeren Flug. Da er ein sehr religiöser Mensch war hat den Flugversuch der Mutter Gottes gewidmet. Im Beisein aller Dorfbewohner ist er von dem Kirchenturm runtergesprungen und hat ca. 2 Kilometer segelnd in der Luft geschafft.
Diese Flüge hat er später mehrmals wiederholt. Einer davon endete mit einem gewaltigen Sturz und ernsthaften Verletzungen, die vermutlich zu seinem vorzeitigen Tod geführt haben konnten. Und das alles 25 Jahre vor den ersten Flügen von Otto Lilienthal, der als Pionier der weltweiten Luftfahrt gilt. Die Leistungen von Wnęk sind leider nicht ausreichend dokumentiert.
Kraków. Eine der wertvollsten Sammlungen von Flugzeugen aus dem frühen 20. Jahrhundert
In Kraków in Rakowice-Czyżyny entstand 1912 einer der ältesten Militärflugplätze weltweit und einer der ältesten festen Flugplätze in ganz Europa, noch vor der Ausrufung der Unabhängigkeit 1918 wurde er zum ersten polnischen Militärflugplatz umfunktioniert. Hier hat man die erste polnische Einheit der Luftstreitkräfte gebildet. Die späteren Helden der Luftschlacht um England haben hier ihre ersten Flugstunden absolviert. Hier, über diesem Flughafen fand das erste Gefecht der Luftstreitkräfte im 2. Weltkrieg statt. Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens, der später zu einem zivilen Flughafen umgebaut und 1963 schließlich stillgelegt wurde, befindet sich heute das Museum der Polnischen Luftfahrt, eine der größten musealen Attraktionen unserer Region. Im Ranking des amerikanischen Fernsehens CNN belegt das Museum Platz 8 im Ranking der besten Luftfahrtmuseen weltweit.
Die Sammlung des Museums umfasst mehr als 200 Exponate. Zu den wertvollsten gehören wohl die Maschinen aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aus der Sammlungsbeständen des Reichsmarschalls Hermann Göring. Die Flugzeuge werden in einer modernen Halle in Form eines Flugzeugflügels, sowie im Freien ausgestellt, wo man zivile und militärische Flugmaschinen sehen kann; in einigen Fällen handelt sich dabei um die letzten noch vorhandenen Exemplare, darunter eine umfassendste Sammlung polnischer Hubschrauber. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt einem besonderen Exponat, einem der berühmtesten Kampfflugzeuge des Zweiten Weltkriegs: Supermarine Spitfire. Es ist ein Flugzeug der britischen Luftstreitkräfte, das die polnischen Piloten während ihres Einsatzes in Großbritannien sehr häufig geflogen haben.
Chochołowska-Lichtung. Mit einem Luftballon beinah in den Weltraum
Im Herbst 1938 hatte man vor, mit dem polnischen Luftballon „Polens Stern“ die Grenze der Stratosphäre zu überschreiten und den bisherigen amerikanischen Rekord zu schlagen. Der Ballon selbst war 120 Meter hoch: Denken Sie daran, dass die Türme der Krakauer Marienkirchen „nur“ 81 Meter hoch sind! In den 20ern Jahren beginnt das weltweite Wettrennen in die Richtung der Stratosphäre. Am 04. April 1932 hat der Mensch zum ersten Mal die Schwelle von 10.000 Meter geknackt. Ein amerikanisches Flugzeug hat 13.158 m Höhe über dem Boden erreicht, also die Grenze der Stratosphäre überschritten. Darauf folgten weitere Rekorde, doch bei 14.500 Meter Höhe waren die technischen Möglichkeiten der Maschinen vollständig erschöpft. Eine neue Idee war ein Luftballon mit einer dicht verschlossenen Kapsel, die die Mannschaft vor Kälte, Sauerstoffmangel und Druck schützen sollte. Die Steuerung solcher Ballons, sowie die Übertragung von erfassten Daten war technisch durchaus möglich. Nach einer kurzen Dominanz von unbemannten Ballons um die Mitte der 30er Jahre, hat man weitere Versuche mit Mannschaften gestartet. Das große Wettrennen hat begonnen. An dem Wettbewerb waren vor allem die Amerikaner und Russen, sowie ein Schweitzer - Auguste Piccard beteiligt, dessen Trau es war, nicht nur die höchsten Schichten der Stratosphäre, sondern auch die Tiefen der Ozeane zu erforschen. Am 11. November 1935 haben die Amerikaner einen weiteren Rekord aufgesetzt. Der Kapitän Albert William Stevens hat im Ballon „Explorer II“ die Höhe von 22.066 Metern erreicht und zum ersten Mal die Krümmung unseres Planeten fotografiert.
Die Polen wollten einen noch größeren Ballon zu bauen. Hatten sie eine Chance? Der polnische Versuch war eine einfache Folge der Entwicklung polnischer Industrie, technischer Möglichkeiten und Leistungen unserer Wissenschaftler. Wir hatten auch gleich nach den Amerikanern und Belgiern die besten Ballonpiloten weltweit. Das polnische Luftschiff hat dabei einen Ballon mit dem Fassungsvermögen von 124.788 Kubikmeter, einem Gewicht von nur 1300 kg (dazu hat das in Polen entwickelte Seidenproduktionsverfahren und die Technik ihrer Gummierung beigetragen), sowie mit einer von den herkömmlichen Ballons abweichenden Form entwickelt.
Der Start war für den 14. Oktober 1938 vorgesehen. Der Ort: eines der schönsten Täler in der Tatra - das Chochołowska-Tal. Die Sollhöhe: 30.000 Meter! Das Ereignis erweckte landesweites Aufsehen. Rund 100.000 Menschen haben Eintrittskarten gekauft, aber diese waren eher als öffentliche Finanzierung dieses mutigen Versuchs gedacht. Der Presse zufolge haben sich einige tausend Zuschauer im Tal gesammelt. Die polnische Post hat eine spezielle Briefmarke herausgegeben und die Polnische Eisenbahn PKP Sonderzüge nach Zakopane bereitgestellt.
Vor dem Abend hat man damit begonnen, den Ballon mit Wasserstoff aus mehreren hundert Druckflaschen zu befüllen. Die Beobachter haben von der Terrasse der Berghütte zugeschaut, wie sich die Ballonhülle hebt. Inzwischen hat der immer stärkere Föhn richtig an der Kraft gewonnen. Für die Mannschaft, die den Ballon aufgepumpt hat, wurde es immer schwieriger diesen zu halten. Die Gefahr, dass die Hülle von Wind mitgerissen und beschädigt wird und der Wasserstoff zündet, wurde immer größer. Schweren Herzens musste man beschließen, die Befüllung der Hülle zu beenden und das Gas abzulassen. In diesem Moment kann es zur Katastrophe. Eine Selbstentzündung und Explosion. Der Ballon brannte teilweise ab. Glücklicherweise gab es keine Verletzten unter dem Publikum und die Gondel war nicht beschädigt. Der Versuch wurde auf den Herbst 1939 verschoben und sollte in Gorgany stattfinden. Er wurde aber durch den Krieg verhindert. Zur Erinnerung an dieses Ereignis ist an der Wand der Berghütte eine Gedenktafel angebracht worden.
Spuren großer Katastrophen
In der Nacht vom 16. auf 17. August 1944 sind die Bewohner des Krakauer Stadtteils Podgórze durch einen gewaltigen Lärm geweckt worden. Am Himmel konnte man ein tief über der Erde fliegendes und im Flug auseinanderfallendes Viereck sehen, das aus Krzemionki durch die Flugabwehrartillerie angegriffen worden war – rekonstruiert das Portal podgórze.pl. Das waren die letzten Minuten eines viermotorigen Bombers Liberator der britischen Luftwaffe und zugleich die letzten Minuten der Besatzung des Kapitäns Wright, der mit Luftabwürfen für den Warschauer Aufstand beauftragt war. Über dem Stadtteil Grzegórzki hat das Flugzeug begonnen zu verfallen. Der Heckturm stürzte auf das Kohlelager des städtischen Schlachthofs (das heutige Gelände der Kazimierz-Galerie), weitere Teile des Flugzeugs fielen in die Weichsel, und die meisten fielen zwischen den Straßen Lipowa und Dekerta. An dieses Ereignis erinnert der Boulevard alliierter Piloten, auf dem ein Denkmal in Form einer lebensgroßen Nachbildung des Flugzeugs errichtet werden soll.
Als im August 1944 der Warschauer Aufstand ausbrach, versorgten die alliierten Luftstreitkräfte von ihrem 1300 km von Warschau entfernten Stützpunkt im italienischen Brindisi die Aufständischen aus der Luft mit Waffen und Versorgungsgütern. Viele Flugmaschinen sind über Polen abgeschossen worden, auch über Małopolska,. Der berühmte Liberator, dessen Nachbildung heute im Museum des Warschauer Aufstands ausgestellt ist, wurde über der Stadt Bochnia abgeschossen. In den letzten 20 Jahren sind alle Stellen, an denen Maschinen der Alliierten abgestürzt sind, gefunden und untersucht worden. Alle diese Orte sind ausgeschildert und über Wanderwege erreichbar.
Hier sind einige dieser Stellen:
- Łysa Góra (Gemeinde Dębno) in der Nacht vom 16. auf den 17. August 1944 ist hier ein Liberator der 31. Division der südafrikanischen Luftstreitkräfte, abgeschossen von einem deutschen Jagdflugzeug, abgestürzt. Die Südafrikaner waren auf dem Rückflug aus Warschau. Das Flugzeug explodierte in der Luft und seine gesamte Besatzung wurde getötet.
- Umgebung von Wadowice. Am 3. September 1944 schoss die deutsche Flugabwehrartillerie über dem Ort Zygodowice bei Wadowice einen B-24 Liberator „Hell's Angel“ der US Air Force ab. 1991 hat man hier ein Denkmal für die amerikanischen Piloten gestellt, um des Todes von 6 Besatzungsmitgliedern und der zivilen Opfer der Katastrophe zu gedenken.
- Podhale. Eine Boeing B-17 stürzt nach einem ungleichen Kampf mit Jagdflugzeugen in Koniówka, Podhale, ab. Der Kommandant, Lt. Everett J. Robson und vier weitere Besatzungsmitglieder werden gefangen genommen. Fünf Besatzungsmitglieder sind durch heldenhafte Hilfe der lokalen Bewohner gerettet worden.
- Dąbrowa Tarnówska. Am 5. August 1944 ist hier ein Halifax-Flugzeug, das von dem Stützpunkt Bridisi mit einer internationalen Besatzung unterwegs war und medizinische Hilfsgüter für den Warschauer Aufstand transportiert hat, von deutschen Jagdflugzeugen abgeschossen worden. Eine Gedenktafel in der Kirche von Odporyszów erinnert an dieses Ereignis.
- Gorce: Am 18. Dezember 1944 ist ein amerikanischer Bomber B24 Liberator, der von Italien kommend eine deutsche Raffinerie in Oświęcim bombardieren sollte, in der Nähe von Pańska Przehybka abgestürzt. Neun Flieger haben den Absturz überlebt; nur der Kapitän ist ums Leben gekommen.
Sehen Sie die Erinnerungsorte der Luftfahrtgeschichte in Małopolska.