Die schönsten und wertvollsten Bauwerke sind im Rahmen der Holzarchitektur-Route zusammengetragen worden. Zu dieser Route gehören u.a. Kirchen aus Holz, die in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen sind, also echte Schätze vom Weltrang. Aber auch außerhalb der Route können interessante historische Gebäude und Denkmäler entdeckt werden, die sich noch an die Zeiten erinnern, als man in den Dörfern von Małopolska Felder mithilfe von Pferden bestellt, in Holzöfen große Brotlaibe aus Teig buk, der in Brottrögen aus Holz geknetet wurde, oder abends vor dem Haus auf einer hölzernen, meistens selbst gebauten Bank gesessen und geplaudert hat.
Nicht alle alten Häuser sind bis heute in einem guten Zustand erhalten geblieben. Dieses Erbe ist erstaunlich zerbrechlich. Bauerhäuser aus Holz verfallen und verschwinden schnell, wenn sie nicht ständig von Menschen instandgehalten werden. Die meisten von ihnen sind unwiederbringlich von der Landschaft Małopolskas verschwunden.
Freilichtmuseen sind eine Option, diese Schätze zu bewahren – man findet sie ebenfalls auf der Holzarchitektur-Route. Es gibt aber noch Orte, wo die Geschichte mit der Gegenwart eng verflochten ist, wo sich das Leben noch in den alten Holzstuben abspielt, die sich an alte Geschichten erinnern.
Ein perfektes Beispiel dafür ist der agrotouristische Bauernhof „Przytulia“ in Stryszawa, in Beskid Makowski, nur ca. 60 Kilometer von Kraków entfernt. „Przytulia“ ist ein über 100 Jahre altes Wohnhaus, eingedeckt mit Holzschindeln, gelegen am Dorfrand, wo die Straße endet. Es liegt tief in der umgebenden Landschaft eingebettet und passt perfekt zum Gesamtbild der Umgebung: Das ist ein Vorteil der Holzarchitektur. Natürliche, von Menschenhand und nicht maschinell bearbeitete Materialien passen perfekt zur Natur...
Wie fühlt es sich an, in einem alten Haus aus Holz zu wohnen? Sie können es selbst erfahren! Die Gastgeber haben hier eine klimatische Kulisse geschaffen: Auf dem Zaun hängen Tontöpfe, am Haus blühen hohe Stockrosen, genau wie vor hundert Jahren. Im Garten kann man unterschiedliche landwirtschaftliche Geräte sehen, über deren Gebrauch und Funktion die Gastgeber gerne mehr erzählen. Es kommt sogar vor, dass man hier ab und zu ein Funkloch „erwischt“ und sich wie in die Vergangenheit versetzt fühlen kann... Dieser agrotouristische Bauernhof garantiert selbstverständlich moderne Standards mit Bädern, Stromversorgung und allen notwendigen Geräten (außer Fernseher, auf welchen man bei diesen Fensterausblicken gut verzichten kann...). Aus Holz geschnitzte Vögel aus Stryszawa sind anmutige Dekoteile, da die Holzschnitzerei in der Region zum Traditionshandwerk gehört.
So bleibt das Kulturerbe unter den Menschen lebendig und entwickelt sich immer weiter. In dem alten Haus werden neue Geschichten erzählt.
Den Geschichten, die durch die lokalen Bewohner, manchmal durch Nachbarn erzählt werden, zuzuhören, ist wohl die beste Art und Weise, die Architektur durch Gefühle, Engagement und Erfahrung anderer Menschen zu erleben.
Das sind Menschen und ihre Erzählungen, eine Gemeinschaft, in der das Kulturerbe funktioniert, die den Kern von s.g. nachhaltigen Öko-Museen bilden. Haben Sie davon schon gehört? Diese Museen setzen sich nicht ausschließlich mit der Nachhaltigkeit auseinander... Öko-Museen sind lebendige Sammlungen, meistens kleine und gemütliche Orte, an denen man nicht nur Artefakte sehen, aber auch die lokale Tradition und Kultur erleben kann, zum Beispiel die lokalen Stickarbeiten erlernen oder die regionalen Spezialitäten verkosten. Öko-Museen entstehen in der lokalen Gemeinschaft, werden durch die einheimischen Bewohner selbst aufgebaut, die die aus dem Alltag oder aus gehörten Erzählungen bekannte Kultur und Tradition schützen wollen.
Ein wunderschönes Beispiel für eine Einrichtung , die sich dynamisch weiterentwickelt und in der man auch die regionale Architektur bestaunen kann, ist das Öko-Museum in Krzonka. Es befindet sich im Ort Zawoja, im Weiler Krzonka, unter der Hausnummer 294. Seine Gründer – die Eheleute Jadwiga und Janusz Zaręba – sind echte Liebhaber der Babia-Góra-Region und der Holzarchitektur. Sie haben das Museumsgebäude mit viel Detailliebe renoviert und ausgestattet. Das Haus ist ein Beispiel der traditionellen Baukunst aus der Region von Zawoja, zu ihren charakteristischen Eigenschaften zählen u.a. eine gemeinsame Überdachung von landwirtschaftlichen und Wohngebäuden. Das Haus ist erst nach dem 2. Weltkrieg erbaut worden. Die Außenwände sind mit Lehm verputzt und blau angestrichen, die Fugen zwischen den Holzbalken mit Moos als Dämmung gefüllt. Das Dach ist mit Holzschindeln gedeckt. Im Innenraum findet man alte Werkzeuge und landwirtschaftliche Geräte. Wenn Sie nicht wissen, wofür sie verwendet wurden, werden die Gastgeber Ihnen gerne Auskunft geben.
Bei Ihren Reisen durch Małopolska schauen Sie sich genau um, suchen Sie gezielt nach Holzgebäuden, stimmungsvollen Hütten, die in alten Obstgärten verborgen liegen... viele davon sind nicht mehr bewohnt, erzählen trotzdem immer noch ihre Geschichte. Fragen Sie die lokalen Bewohner bei Gelegenheit danach, wie man damals gebaut hat. Sie werden sicherlich gerne mehr erzählen.