Kennen Sie einen anderen Ort in Małopolska mit einem eigenen Krater auf einem anderen Himmelskörper? Das ist kein Scherz. 1994 wurde ein Krater auf dem Planetoiden Gaspra durch die Internationale Astronomische Union nach dem polnischen Kurort Krynica-Zdrój mit dem Namen „Krynica“ getauft.
Oder einen anderen Ort, an dem sich ein stottender Bettler aus der Volksgruppe von Lemken zu einem weltberühmten Künstler entwickelt, der sogar in Paris seine Werke ausstellt?
Oder einen anderen Kurort, auf deren Qualität jahrelang selbst Zakopane neidisch war, denn ausgerechtet hier ließ sich einer der berühmtesten Polen eine Villa bauen?
Sieben ist eine magische Zahl, sie symbolisiert die Beziehung zwischen Zeit und Raum. Und diese Beziehung in Krynica war immer eng und freundlich. Erfahren Sie mehr über sieben Schätze von Krynica.
1. Nikifor Krynicki
Seine Leidenschaft galt der Eisenbahn, vergehender Zeit, orthodoxen Kirchen und natürlich vor allem der Stadt Krynica. Denn die Eisenbahn war ein Teil der damaligen Weltordnung. Sie hat die Welt sortiert und einfacher gemacht. Und Nikifor brauchte eine geordnete Welt, um sich sicher zu fühlen. Wie sich sein Entdecker aus der Nachkriegszeit Andrzej Banach erinnert, hatte Nikifor trotz seiner geistigen Abschottung, Analphabetismus und fehlender Fähigkeit, mit seiner Umgebung zu kommunizieren, niemals Probleme gehabt, die komplexesten Bahnreisen ganz alleine zu unternehmen. Er wusste ganz genau, wann zu kommen, wo um- und auszusteigen. Er hat die Eisenbahn geliebt und deshalb hat er sie gemalt. Er wurde in Krynica geboren und hat die Stadt geliebt. Er ist zweimal zurück in die Stadt gekommen, auch als er im Rahmen der Umsiedlungsaktion „Wisła” weit weg in ein fernes Ende Polens umgesiedelt worden ist. Hier ist sein Traum geboren, ein „Matejko von Krynica“ [Matejko war ein ganz berühmter polnischer Maler] zu sein und hier beginnt die Geschichte eines Bettlers aus dem Lemken-Volk, der mit Schulfarben auf Streichholzschachteln gemalt hatte. Die Lemken sollen mir verzeihen, doch mir ist der Nachname Krynicki lieber (der diesem ungewöhnlichen Menschen zugeteilt wurde, der so in Vergessenheit geriet, dass er keine eigenen Personalien hatte) als sein standesamtlicher Name Epifaniusz Drowniak. Hier geht es aber nicht um seinen Nachnamen, sondern um seine Geschichte. Die Geschichte eines Tuberkulosekranken und eines armen Bettlers, der oft an der Flaniermeile der Stadt an einer Mauer gesessen hat, oft weggejagt und ausgelacht wurde, und heute zu den größten Malern der naiven und primitiven Kunst gezählt wird. Wenn Sie diese Geschichte erfahren möchten, besuchen Sie das Nikifor-Museum in der historischen Villa „Romanówka“ und erweisen Sie ihm Respekt.
2. Krynica: die Heimat von Kiepura
Er hat immer wieder von sich gesagt, dass er nur ein bescheidener Junge aus der Stadt Sosnowiec wäre. Es war aber ein Bäckersohn, der den amerikanischen Traum real gelebt und die Bühnen weltweit erobert hatte. Der zweite „Caruso“, wie man ihn manchmal nannte, war ein Mensch stets mit einem netten Lächeln im Gesicht und einem guten Herzen. Trotz seiner Weltkarriere und einer Menge verdientes Geld, hat er oft auf Straßen, Balkonen oder sogar auf einem Taxi-Dach gesungen. Was verbindet diesen „Jungen aus Sosnowiec“ mit der Stadt Krynica außer der Tatsache, dass er hier oft an der Flaniermeile gesungen hat; dort, wo heute eine Konzertmuschel und ein Denkmal von ihm stehen? Die Liebe zu diesem Ort, wo er nicht nur ein gewöhnlicher Kurgast war... und die Heimat, also die „Patria“. „Patria” ist eine Luxus-Villa, die Kiepura 1933 erworben und so getauft hatte, weil er seine Heimat auf seinen langen Auslandsreisen immer sehr vermisst hat. Es lohnt sich auf jeden Fall, dieses einzige in Polen gelegene Wohnhaus dieses Künstlers zu besuchen, das vom Bohdan Pniewski geplant war und bis heute als eine Perle des Modernismus gilt. Während seiner Entstehungszeit knüpfte es an die aktuellen Trends der Hotelarchitektur in Österreich und in der Schweiz an. Ausgestattet mit Aufzügen, einer Telefonzentrale und einer Dachterrasse, ausgebaut mit Marmor und Alabaster, galt die Villa damals als sehr luxuriös und durchaus elegant. Wenn Kiepura seine Heimat in Krynica besucht hatte, haben ihn stets große Mengen von Fans begrüßt. Krynica hat ihn geliebt, die Erinnerung an ihn ist hier noch lebendig. Und „Patria” steht und empfängt Gäste bis heute.
3. Die Hauptstadt der Oper und Operette
Das Budget war zuerst so bescheiden, dass die Stühle fürs Publikum in den benachbarten Kurorten ausgeliehen werden mussten. Das Unterbringen von den aus der ganzen Welt eingeladenen Künstlern war eine echte Herausforderung, aber es ist gelungen. Wie sich Aleksander Półchłopek, Sohn von Stefan Półchłopek – dem Gründer und Initiator des Festivals - an die erste Folge des Jan-Kiepura-Festivals von 1976, also ein Jahr nach dem Tod des Tenors erinnert, haben Zeitungen wie „Dziennik Polski”, „Tempo” und „Gazeta Krakowska“ über das Geschehen ausführlich berichtet. Für eine Fernsehübertragung hat das Geld allerdings nicht gereicht. Das Festival ist eine Erzählung über die Liebe zur Musik und über das Engagement von Menschen, die wollten, dass Krynica zu ihrer Pracht von der Vorkriegszeit zurückfindet. Diese Erzählung handelt von den Erinnerungen und der Pflege der Tradition und außerdem von der Zeit, weil das Festival scheint schon seit einer Ewigkeit zu existieren - es gehört mittlerweile zum Pflichtprogramm von Musikliebhabern aus der ganzen Welt. Die erste Festivalauflage fand auf der Flaniermeile der Stadt statt, als es noch weder das neue Kurhaus noch eine Bühne oder eine Konzertmuschel in der Stadt vorhanden waren. Wer hätte damals gedacht, dass sich Krynica zu einer sommerlichen Hauptstadt der Oper und Operette entwickeln wird?
4. Wasser, das heilt
Eines Tages kam nach Krynica Baltazar Hacquet, Professor der Lemberger Universität, um die hiesigen Quellen zu untersuchen. Er hat Forschungsarbeiten eingeleitet, um anschließend ein grünes Licht zu geben, dass man in den hiesigen Quellen baden und das Wasser trinken darf, weil dieses gesundheitsfördernd ist und viele Beschwerden lindert. Mit diesem positiven Ergebnis fängt die Geschichte des Kurorts an. Wenn wir das alles ganz genau nehmen wollen, dann muss man an der Stelle bemerken, dass bereits Gabriel Rączyński, Jesuitenpater, Physiograph, Forscher und Naturwissenschaftler, diese Quellen schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zuerst beschrieben hatte. Die Geschichte der lokalen Bäder war abwechslungsreich, der Kurort selbst hat bessere und schlechtere Jahre durchgemacht. Glücklicherweise erweckte der Ort das Interesse von Dr. Józef Dietl, Professor der Jagiellonenuniversität, der als Vater der polnischen Balneologie gilt und diesen Kurort bei seinen bekannten Ärzten so hochgepriesen hat, dass diese ihre Patienten hierher zur Kur geschickt haben. Das Geheimnis von Heilwässern, die man noch heute hier in Krynica trinkt, sind Sauerbrunnen mit Wässern, die mit Kohlendioxid natürlich gesättigt sind. Für diese Sättigung sind tektonische Bewegungen verantwortlich - soviel kann man kurz und nicht allzu wissenschaftlich über die Sauerbrunnen sagen. Es gibt das berühmte Mineralwasser Zuber, Jan, Tadeusz und Mieczysław. Man kann sie in vier verschiedenen Trinkhallen trinken, die übrigens auch wegen der typischen Kurarchitektur eines Besuches wert sind. Interessant ist nur, warum keine der Quellen einen weiblichen Namen trägt?
5. Jaworzyna Krynicka
Der sog. „Teufelsstein“ auf dem Berg Jaworzyna Krynicka ist gar nicht ein verfluchter Ort. Auch wenn die Legende besagt, der Teufel persönlich hätte ihn hier fallen gelassen, dann ist das eine Geschichte, wo das Gute über das Böse triumphiert und die Liebe den Hass besiegt. Es lohnt sich, diese Geschichte zu kennen, bevor man diesen höchsten und sehr attraktiven Gipfel bezwingt, man kann ihn übrigens auch mit der Gondelseilbahn erreichen. Der Berg ist nicht imposant hoch, lediglich 1114 Meter über dem Meeresspiegel, sein Gipfel bietet aber einen wunderschönen Ausblick, insbesondere im Herbst, wenn die Bäume ihr prächtiges Farbgewand anziehen. Im Winter wird Jaworzyna zu einem echten und modernen Skiparadies, das die Wintersportfans in Scharen lockt, darunter auch Fans von winterlichen Wanderungen, die mit einer Tasse heißen Tee in der Berghütte enden.
6. Der Aussichtsturm: ein Spaziergang in den Baumwipfeln
Es ist die Erfüllung der menschlichen Träume vom Fliegen, vom Schweben über den Boden und von einem Spaziergang fast in den Wolken. Der Aussichtsturm Słotwiny wurde eigens dazu errichtet, uns dem Himmel näher zu bringen. Er steht im Herzen von Beskid Sądecki, mitten in den Buchen-, Tannen- und Fichtenwäldern am Berg Jaworzyna Krynicka und ist der höchste Punkt der ganzen Umgebung. Dieses imposante Bauwerk aus Holz ist 49,5 Meter hoch. Der Pfad schlängelt sich stufenweise nach oben und ist insgesamt 1030 Meter lang. Bei der Besteigung werden Sie genug Zeit haben, sich die multimedialen Tafeln mit Infos zur Geschichte, Naturreichtum und Schönheit der Umgebung anzuschauen. Zum Turm führt ein Pfad aus Holz, der von achtzehn Tragtürmen und 87 Stützen getragen wird. Können Sie sich hier einen Sonnenuntergang mit Blick auf die Hohe Tatra vorstellen?
7. Schweizer Baustil in Krynica
Filigran verzierte Holzverandas mit feinen, in Holz geschnitzten Ornamenten. Dazu noch dekorative Pinakel und das Fachwerk. Ohne viele Worte: der typisch schweizerische Charme. Dazu gehört stets eine Veranda, die imposant sein soll, mit zwei Etagen auf Stützen getragenen Balkone. Die Hausfassaden wurden auch mit Verandas, Türmchen und Erkern dekoriert. Die Architektur in Krynica aus dem 19. Jahrhundert hat an nämlich an die beliebtesten internationalen Trends geknüpft, denn die Architekturtrends aus Zakopane haben hier im Kurort keine Begeisterung ausgelöst. So kann man bei einem Besuch in der Villa „Witoldówka”, wo einst Diätkuren angeboten wurde, in der Villa „Romanówka“ mit filigranen Geländern (heute der Sitz des Nikifor-Museums) oder in der Villa „Wisła” - einer Pension für Frauen und Fräulein all die Details näher bestaunen, die diesen Stil ausmachen und besonders gemacht haben. In einigen Gebäuden treten eher polnisch anmutende Verzierungen, in anderen chinesische auf. Die letzten sind z.B. in der Trinkhalle „Słotwinka” zu finden. In Krynica finden wir außerdem Beispiele von Modernismus – es sind überwiegend die großen und auf die Funktion ausgerichteten Bauweke, sowie von Historismus und Neorenaissance. Die architektonische Vielfalt macht Krynica zu einem Ort, wo man die immer wieder wechselnden Trends, Einflüsse und Stimmungen verfolgen kann, die die hervorragendsten damaligen Architekten mitgebracht haben.