Wie wäre es mit einem Ausflug in ein Land mit schönen Landschaften, vielfältiger Natur, interessanter Kultur, manchmal komplizierter Geschichte (und deren Spuren) und wunderbaren Menschen?
Man muss in den Rucksack etwas zu trinken und Sandwiches packen, denn es kann einige Zeit dauern, bis man eine Ortschaft und einen Einkaufsladen oder eine Unterkunft erreicht. Auch Regenkleidung ist sinnvoll, denn beim Wandern erlebt man alles intensiv, auch das Wetter.
Was bekommen wir zu sehen? Sicherlich eine Menge, denn das Tempo einer Wanderung erlaubt es, achtsam zu sein. Der Weg führt durch einen schönen Wald, wir wandern unter alten Bäumen, vorbei an umgestürzten Stämmen und weichem grünem Moos. Mit etwas Glück begegnen wir Tieren, wenn wir zu Fuß unterwegs sind, können wir auch sorgfältig nach ihren Spuren suchen. Es gibt nur wenige Gebiete in Polen, in denen die Natur so wild ist und so viel Raum zur Verfügung hat. Der Weg führt auch durch weite Wiesen und malerische Täler, die im Frühsommer mit Geranien, Klee und rosafarbenen Pechnelken übersät sind... Pferde, Schafe und Ziegen grasen oft auf den Wiesen, bewacht von Hunden, die durch die Anwesenheit von Menschen leicht verängstigt sind.
Wenn wir in unserem eigenen Rhythmus durch ein offenes Gelände wandern, lassen wir unsere Alltagssorgen hinter uns und können in die Landschaft eintauchen. Auf diese Weise nehmen wir mehr wahr als nur die Hügel, die Schönheit des Himmels und die kleinen Ortschaften im Grünen... Wir bemerken die von hohen Bäumen umgebenen Holzkirchen und die Zwiebeltürme der kleinen orthodoxen Kirchen, die sich malerisch in die Umgebung einfügen. Jede von ihnen ist eines Besuches wert. Unser Auge wird dort auch rätselhaftere Elemente erkennen - zum Beispiel Obstbäume, die von Menschenhand gepflanzt wurden, aber in einer Gegend wachsen, in der keine Häuser zu sehen sind. Diese sind längst verschwunden, doch die immer noch fruchttragenden Apfelbäume sind ein Zeichen dafür, dass hier einst Leben war. Ihre Anwesenheit regt dazu an, die Landschaft aufmerksam zu betrachten - ein einsames Kreuz am Wegesrand oder eine kleine Kapelle können auch eine Spur der Geschichte sein... Wenn man sich umschaut und den Boden unter den Füßen genau betrachtet, entdeckt man vielleicht im Gras eine alte Hausschwelle oder einen Brunnenschacht. Was geschah mit den Dörfern, zu denen sie einst gehörten?
Manchmal kann man in der Ortschaft, oder auch außerhalb der Bebauung, auf dem Gipfel eines Berges mitten im Wald, eine weitere Spur der problematischen Geschichte sehen - Friedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg. Jeder sieht ein wenig anders aus, doch alle wurden mit Rücksicht auf das Gedächtnis aller Beteiligten angelegt. Man kann dort einiges lernen.
Wir wandern weiter, mit einem Gefühl für den großen natürlichen und kulturellen Reichtum der Welt um uns herum, doch das ist bei Weitem noch nicht alles. Zwischen den Häusern von Kleinstädten oder an bewaldeten Hängen verbergen sich Matzevot, denn die Spuren der jüdischen Kultur sind eine weitere Dimension der Gegend, in der wir unterwegs sind.
Und so füllt sich die Landschaft Stück für Stück, Schritt für Schritt mit Inhalt. Es wäre schwierig, all dies hinter der Fensterscheibe, aus der Ferne zu sehen, uns all diese Fragen zu stellen, während wir uns schnell fortbewegen. Der britische Schriftsteller Robert Macfarlane sagte einst: "Einem Weg zu folgen ist wie das Lesen einer Geschichte, die andere uns hinterlassen haben. Es ist schwer zu lesen, wenn man es eilig hat...
Werden wir nichts verpassen? Werden wir alles verstehen? Wir sollen Fragen stellen. Zu Fuß unterwegs sein ist auch deshalb so schön, weil es keine Distanz schafft und es leichter macht, ins Gespräch zu kommen, wobei die Menschen in der Region, in der wir unterwegs sind, einfach wunderbar sind - vielfältig, mit unterschiedlichen Geschichten, verschiedenen Berufen, offen und neugierig auf andere. Es gibt dort auch noch nicht so viele Touristen, dass sie ihrer überdrüssig sind... Sagen Sie einfach "Guten Tag" zu jemandem, der im Garten arbeitet, der am Haus sitzt, zur Verkäuferin im Laden und die Geschichten werden fließen....
Dieses multikulturelle Traumgebiet mit prachtvoller Natur sind die Niederen Beskiden. Sie finden es ca. zwei Autostunden südöstlich von Krakau entfernt. Die Wanderung kann man in Gorlice, Dukla oder Wysowa Zdrój beginnen. Spuren der Lemken-Kultur finden Sie außerdem im östlichen Teil der benachbarten Sandezer Beskiden.
Und zum Schluss noch ein besonders wichtiger Aspekt: das Wandern ermöglicht uns, die Welt auf eine Art und Weise kennen zu lernen, die am wenigsten invasiv ist, mit Respekt für die Menschen vor Ort und für die Natur - das ist heute besonders wichtig. Es stellt sich heraus, dass das scheinbar so wenig moderne Wandern bewusst von Menschen gewählt wird, die mit der Zeit gehen - denn es wird Zeit für Ökotourismus.
Autorin: Magdalena Petryna - Redakteurin und Bergführerin in den Beskiden, Förderin des lokalen und bewussten Tourismus, Naturpädagogin und Bloggerin.
Das Projekt „Ökotourismus in Małopolska - nachhaltige Entwicklung der Region“ wird durch den Partnerschaftsfonds als ein Teil des Programms EkoMałopolska mit Mitteln der Woiwodschaft Małopolska finanziert.