Ein verrückter Tag bei der Tour de France Femmes 2024
Auch die Anfeuerung von Katarzyna Niewiadoma bei der letzten 8. Etappe von Tour de France Femmes war eine große Herausforderung. Am 18. August stand ihr die anspruchsvollste Etappe der Tour bevor. Um diese 150 km lange Abschnitt zu bewältigen, musste man sich nicht nur den eigenen Schwächen stellen, sondern auch drei mörderisch anstrengende, mehrere Kilometer lange Anstiege bewältigen: auf Col de Tarnie, Col du Glandon und zur Skistation Alpe d'Huez (wobei man insgesamt die Höhe von 3900 Metern erreichen musste). Man konnte bereits erwarten, dass die letzte Etappe des Rennens besonders spannend sein wird – ein Kampf bis zum letzten Atemzug.
Und so war es auch. Die Radlerinnen kletterten die steilen Alpenhänge mit einem niedrigen Tempo von wenigen Stundenkilometern hinauf, um danach mit einem Tempo von fast 100 km/h in höllisch scharfen Kurven bergab zu „stürzen“. Sie fuhren an der Grenze ihrer Fähigkeiten und der vorhersehbaren Risiken. Und das bei Regen, Nebel und Sonnenschein. Alles mit dem Ziel, so schnell wie möglich den Alpenort zu erreichen. Bei dieser Etappe mussten die Radlerinnen alle erdenklichen Gemütszustände erleben – von Freude bis Traurigkeit, Wut bis Angst, Überraschung bis Verzweiflung, Zweifel bis Euphorie...
Konnten sie die Aufschrift auf dem Asphaltbelag „Königin Kasia“ sehen, die der Ehemann von Kasia – Taylor Phinney aufmalte? Katarzyna selbst sicherlich schon... Und obwohl die Niederländerin Demi Vollering die Ziellinie im berühmten Alpe d'Huez als Erste überquerte, konnte Katarzyna Niewiadoma, die diese Etappe als die Vierte schaffte, den Sieg der gesamten Tour de France für sich reklamieren. Über ihren Erfolg im Land der „Höhenmenschen“ entschieden... 4 Sekunden. Die Niederländerin verfiel in Verzweiflung und die Polin im Maillot Jaune in Euphorie und hob ihr Fahrrad in einer triumphalen Geste hoch über ihren Kopf. Dies ist ihr erster Sieg bei der prestigeträchtigen Tour de France – vor einem und vor zwei Jahren wurde sie hier bereits die Dritte. Es ist auch einer der größten Erfolge in der Karriere der aus Ochotnica stammenden Radlerin.
Katarzyna Niewiadoma – 200%ig aus Ochotnica!
„Katarzyna Niewiadoma ist eine 200%ige Tochter von Ochotnica, die in unserem Dorf Wielka Ochotnica aufwuchs. Sie ist ein lebendiger Beweis dafür, dass man alles erreichen kann, wenn man ehrgeizig genug ist und ein mutiges Herz hat. Ihr Triumph bei der Tour de France ist nicht nur eine echte sportliche Meisterleistung, sondern auch ein Symbol des Stolzes und der Stärke, die Kasia in die ganze Welt trägt.“ – So wurde der Erfolg der Landsfrau in Ochotnica gefeiert – in Ochotnica Dolna (von wo Kasias Mutter herkommt) und Górna (von wo Kasias Vater herkommt).
Schließlich ist es der Ort, an dem sie zum ersten Mal auf das Fahrrad stieg, wo sie ihre ersten bergigen Radwege bewältigte. Hier wurden ihr außergewöhnliches Talent, ihre Kämpfernatur, ihr beeindruckendes Durchhaltevermögen, aber auch ihr großer Ehrgeiz und ihre Tapferkeit entdeckt. Hier wetteiferte sie mit den Jungs und kletterte auf dem Fahrrad unter anderem auf den Knurowska-Pass... Sie war vielleicht nicht immer die Erste, gab aber nie auf, ließ nie nach. Nur eine so geformte Radlerin konnte davon träumen, die höchsten Gipfel zu bezwingen. Und deswegen ist sie heute der am hellsten strahlende Stern des polnischen Radsports.
Sie ist auch „die großartigste Goralin der Welt – als Sportlerin und als Frau. Sie gewinnt nicht nur die Bergprämien, sondern verkörpert alles, was an der Kultur des Goralen von Ochotnica am schönsten ist“. Die Einwohner von Ochotnica betonen auch, dass ihr Erfolg bereits in die Geschichte des polnischen Radsports eingegangen ist.
Kasia Niewiadoma – Ochotnica Challenge
Wenn jemand seine Kämpfernatur, seine Stärke und seine Ausdauer unter Beweis stellen möchte, muss nicht nach Frankreich reisen und die Alpe d'Huez bezwingen. Man kann auch die Route „Kasia Niewiadoma – Ochotnica Challenge“ in der Gemeinde Ochotnica Dolna in Angriff nehmen. Die Route umfasst 117 Kilometer asphaltierter Wege, die auf Fahrrad bewältigt werden können. Die Summe der Auf- und Abstiege beträgt jeweils 3520 Meter.
Zwar gibt es hier nicht so viele lange Anstiegsstrecken am Stück wie bei dem französischen Klassiker, aber an Serpentinen, steilen Auf- und Abstiegen und Felswänden mangelt es nicht. Es genügt zu sagen, dass die steilsten Abschnitte der Strecke 40 % Neigung erreichen und ihr höchster Punkt (im Weiler Skałka) in Höhe von 962 m über N.N. liegt. Die Challenge der Königin Kasia ist also eine echte Knochenarbeit – anstrengend auch für die Profi-Radsportler/-innen, die sie richtig ins Schwitzen bringt. Zum Glück dachte man hier auch an diejenigen, die nicht so viel Kraft und Geschick im Radsport haben.
Ochotnica Challenge kann auf ein Mal bewältigt werden. Alle, die dafür nicht genug Kraft aufbringen und diese wunderschöne Gegend genießen möchten, können hier mehr Zeit verbringen (hier gibt es eine Menge zum Besichtigen, nicht nur auf zwei Rädern). Die Route wurde nämlich so clever konzipiert, dass sie 16 separate Abschnitte umfasst. Die leichteren von ihnen (was nicht bedeutet, dass sie wirklich leicht sind) – mit den Nummern 4, 6, 7, 8, 9, 12 und 16 – sind blau markiert und heißen FUN. Die schwierigeren (1, 2, 3, 5, 10, 11, 13, 14 und 15) werden als CHALLENGE bezeichnet.
Bei der Ochotnica Challenge darf man nie vergessen, dass hier nicht nur die Anstiege, sondern auch die Abfahrten anspruchsvoll sind. Das bedeutet, dass die Fahrräder entsprechend geeignet und ausgestattet sein müssen, z. B. mit Scheibenbremsen, um die Karbonfelgen nicht zu überhitzen. Auf den rot markierten Strecken übersteigt die Neigung stellenweise 20%, und auf dem anspruchsvollsten Abschnitt (Twarogi) erreicht sie bis zu 39%!
Bei den blau markierten Strecken kann man sicher sein, dass die Neigung niemals 15 % überschreiten wird und die durchschnittliche Neigung unter 10 % liegt. Dies bedeutet natürlich keineswegs, dass diese Strecken zu den äußerst leichten zählen. Mit entsprechender Bergschaltung kann man aber hier gemütliche Fahrten mit der ganzen Familie genießen.
Hinzu kommt, dass die Aussichten auf das Ochotnica-Tal, aber auch auf die Gipfel der Tatra echt spektakulär sind. Es lohnt sich also, hin und wieder eine Rast einzulegen, vor allem auf den am höchsten gelegenen Abschnitten... Nicht nur, um zu verschnaufen!
Ochotnica Challenge – eine Huldigung an eine herausragende Sportlerin
Die Strecke „Kasia Niewiadoma – Ochotnica Challenge” beginnt in Ochotnica Dolna am Weiler Ligasy in Höhe von 413 m über N. N. und endet am Knurowska-Pass in Höhe von 832 m über N. N. Beim Überqueren der Strecke gelten immer die Sicherheitsregeln, denn davon hängen unsere und die Gesundheit unserer Liebsten und anderer Verkehrsteilnehmer ab.
Bevor wir losfahren, lohnt sich ein Blick auf die Infotafel, auch wenn wir uns für die leichtere Variante entscheiden. So können wir erfahren, welche Überraschungen uns auf der Strecke erwarten. Warum ist das so wichtig?
„Es gibt keinen anderen Ort in ganz Polen, an dem man so viele und so steile Auffahrten auf asphaltierten Straßen bewältigen kann. An der steilsten Stelle (Abschnitt Twarogi) erreicht die Neigung 40 %!“ - erinnert der Ideengeber von Ochotnica Challenge. Und das ist Cezary Szafraniec, ein begeisterter Radsportler und Veranstalter der größten Radsportevents für Amateure in ganz Polen. Zu seinen „Kindern“ gehört u. a. die legendäre Tatra Road Race. Es lohnt sich zu betonen, dass die Strecke „Kasia Niewiadoma – Ochotnica Challenge“ im Oktober 2021 unter der persönlichen Beteiligung dieser großartigen Radlerin eröffnet wurde.
Die einzelnen Abschnitte dieser Route sind auch in der Rad-App strava.com abgebildet. So kann man jederzeit seine Zeit mit der Leistung anderer Extremsportler vergleichen... Wer weiß, vielleicht erreicht man einen Spitzenplatz im Online-Rekordbuch? Schließlich sind das Wege und Straßen im Gorce-Gebirge, Ehrgeiz, Training und Kampfgeist, die Katarzyna Niewiadoma an die Weltspitze des Radsports führten.